Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EZB/Nagel: Sind mit den Zinsen noch nicht im restriktiven Bereich

Erscheinungsdatum Website: 07.02.2023 17:05:30
Erscheinungsdatum Publikation: 08.02.2023

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit ihren Zinsen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel noch nicht den Bereich erreicht, in dem diese Wachstum und Inflation bremsen. Nagel sagte im Interview mit der Börsen-Zeitung: "Der Einlagenzins liegt nun bei 2,5? Prozent. Wegen der weiter viel zu hohen Inflation sind die kurzfristigen Realzinsen noch immer deutlich negativ. Bei aller Unsicherheit: Für mich sieht das nicht nach restriktivem Bereich aus." Vor diesem Hintergrund forderte der Bundesbankpräsident "weitere signifikante Zinserhöhungen". "Ich finde es aber richtig, dass wir Schritt für Schritt vorangehen", fügte er hinzu.

Nagel verwies darauf, dass die Inflationsrate zuletzt zwar gesunken sei, die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) aber immer noch steige. "Die Kernrate zeigt derzeit, dass sich die Inflation immer mehr durch die Wirtschaft frisst und an Breite gewinnt. Das kann uns nicht gefallen. Wir dürfen jetzt keinesfalls nachlassen, auch wenn Energie zuletzt billiger geworden ist", sagte Nagel.

Angesprochen auf Spekulationen auf eine Zinssenkung Ende dieses Jahres sagte er: "Niemand sollte unterschätzen, wie ernst es dem EZB-Rat damit ist, die Inflation rasch wieder auf 2? Prozent zu bringen. Ich würde dringend raten, das jüngste Statement als das zu interpretieren, was es ist: eine robuste Ansage, die über die März-Sitzung hinausweist." Zinssenkungen stünden für ihn auf absehbare Zeit überhaupt nicht auf der Agenda.

Nagel zufolge sollte sich der EZB-Rat rechtzeitig anschauen, um wie viel die APP-Anleihebestände ab Juli verringert werden können. "Die 15 Milliarden Euro pro Monat dürften da nicht das Ende der Fahnenstange sein", sagte er.

Angesprochen auf die Möglichkeit eines Bilanzverlustes für die Deutsche Bundesbank im Vergangenen Jahr sagte er: "Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 gibt es noch keine größeren Auswirkungen. Die Zinserhöhungen haben ja auch erst Mitte 2022 eingesetzt." In diesem und den nächsten Geschäftsjahren habe die Bundesbank dann aber erhebliche finanzielle Belastungen zu tragen. "Sollten die Belastungen die Rückstellungen übersteigen, werden Verlustvorträge gebildet", sagte der Bundesbankpräsident.

DJG/hab/sha

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