Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

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Europa: Das Schlimmste ist noch nicht überstanden

Erscheinungsdatum Website: 31.01.2023 15:15:03
Erscheinungsdatum Publikation: 01.02.2023

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Preise dürften weiter in die Höhe schnellen

HAMBURG (NfA)--Zuletzt wieder sinkende Energiepreise schürten vielerorts die Hoffnung, dass das Schlimmste schon vorbei sein könnte. Doch den Energiepreisschock haben europäische Unternehmen 2023 noch vor sich. Der Kreditversicherer Allianz Trade geht in seiner jüngsten Studie davon aus, dass die Energiepreise in diesem Jahr deutlich nach oben schnellen dürften. 2022 war der Anstieg für Unternehmen noch relativ überschaubar. Grund dafür waren die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen sowie die laufenden Langzeitkontrakte der Firmen, die nur teilweise an kurzfristige Marktpreisentwicklungen gebunden sind. Mit der anstehenden Verlängerung dieser Verträge dürfte nun auch der Industrie ein deutlicher Preisanstieg ins Haus stehen.

?Energiepreise liegen für deutsche Unternehmen 2023 voraussichtlich rund 40% höher als vor dem Ukraine-Krieg ?, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. ?Das ist eine Hausnummer. Aber die deutschen Firmen - und insbesondere der deutsche Mittelstand - sind krisenfest und solide finanziert. Zudem federt der staatliche Gaspreisdeckel die Preisentwicklung deutlich ab.?

Im Vergleich zum Anstieg der Verbraucherpreise oder der zu erwartenden Entwicklung in anderen europäischen Ländern ist der Anstieg in Deutschland zudem immer noch vergleichsweise moderat.

?Für Italien und Spanien gehen wir davon aus, dass die Preise 2023 mit plus 90% im Vergleich zu 2021 mehr als doppelt so stark in die Höhe schnellen?, sagt Bogaerts. ?Das Schlimmste ist noch nicht vorbei für die europäische Industrie. Die große Angst vor einer Deindustrialisierung durch den Energiepreisschock ist allerdings unbegründet. Der Energieverbrauch macht nur einen kleinen Teil der Produktionskosten im verarbeitenden Gewerbe aus. Lohnkosten und Wechselkurse haben auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit einen viel größeren Einfluss.?

Zuletzt ging verstärkt die Sorge vor einer Deindustrialisierung um, und die USA wurden als große Gewinner dieser Entwicklung gehandelt. Das Energiepreisgefälle zwischen Europa und den Vereinigten Staaten ist inzwischen tatsächlich relativ groß: Seit 2021 haben sich die Erdgaspreise in den USA um das Zweifache und in Europa um das Sechsfache erhöht.

Das Energiepreisgefälle zwischen Europa und den USA könnte nach Einschätzung der Studie teilweise zu Einbußen bei der Produktion und einem moderaten Stellenabbau führen, insbesondere in Spanien, wo die Industrie aktuell anfälliger erscheint als im restlichen Europa.

?Die Energiekrise wirkt sich auf die Rentabilität und vor allem die Investitionen der Unternehmen aus?, sagt Maxime Darmet, Senior-Volkswirt bei Allianz Trade. ?Bei beiden Aspekten sehen wir aktuell einen Rückgang, vor allem in Frankreich, Spanien und Großbritannien. Auch hier zeigt sich die deutsche Industrie vergleichsweise robust und hat häufig entsprechende Puffer.?

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