Märkte der Welt

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Dekarbonisierung und Deglobalisierung verstärken sich gegenseitig

Erscheinungsdatum Website: 21.12.2022 15:25:03
Erscheinungsdatum Publikation: 22.12.2022

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Kommentar von Craig Cameron, Portfolio Manager, Templeton Global Equity Group

FRANKFURT (NfA)--Auf dem Weg ins Jahr 2023 bleiben die globalen wirtschaftlichen und geopolitischen Aussichten sehr ungewiss. Das Engagement für die Dekarbonisierung ist jedoch groß, und die Perspektiven für erneuerbare Energien sind nach wie vor gut. Im Juni 2022 hatten laut Merrill Lynch Länder, die 91% des globalen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften, Netto-Null-Emissionsziele festgelegt - 2019 waren es noch 16%. Bemerkenswert war, dass die Emissionen in Europa trotz des höheren Wirtschaftswachstums im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwischen August und Oktober zurückgingen.

Diese vielversprechende Entwicklung zeigt, dass die jüngsten Maßnahmen zur Dekarbonisierung Früchte tragen könnten. Zudem widerlegt sie die Vorstellung, dass Wirtschaftswachstum und Emissionsminderung unvereinbar sind. Auch die Politik entwickelte sich positiv, unter anderem durch die Verabschiedung des IRA in den USA und die Wahl von Luiz Inácio Lula da Silva (Lula) in Brasilien. Lula kandidierte mit dem Ziel, die Abholzung der Wälder zu stoppen und allgemein die politischen Entscheidungen rückgängig zu machen, die zu einer Verschlechterung der Umweltbedingungen in Brasilien führen.

Dem gegenüber steht die Sorge, dass die derzeitigen globalen Maßnahmen wahrscheinlich nicht ausreichen und zu spät kommen, um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen. In einem Basisszenario ist davon auszugehen, dass die Welt die im Übereinkommen von Paris festgelegte Obergrenze einer Erderwärmung von 1,5 Grad Celsius mit ziemlicher Sicherheit überschreiten wird, wenn nicht in erheblichem Umfang verstärkt regulierend eingegriffen wird oder Veränderungen in der Gesellschaft erfolgen. Die Bewältigung dieser wichtigen Herausforderung für die gesamte Menschheit kann weitere Handelsbarrieren und -beschränkungen zwischen Ländern schaffen, wenn sich das Engagement und die Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels regional unterscheiden. Darüber hinaus dürften die laufenden Bestrebungen zur Dekarbonisierung den Inflationsdruck über den Konjunkturzyklus verstärken, da Materialengpässe und/oder die Auferlegung höherer Steuern und regulatorischer Anforderungen die Inflation in die Höhe treiben. Die Themen Dekarbonisierung und Deglobalisierung sind eng miteinander verknüpft und verstärken sich sogar gegenseitig, da wir uns in ein makroökonomisches Umfeld begeben, das sich von dem der jüngsten Vergangenheit stark unterscheiden könnte.

Vor diesem Hintergrund des dringenden Handlungsbedarfs entstehen in Unternehmen mit Produkten und Dienstleistungen zur Bewältigung der globalen Herausforderung der Dekarbonisierung erhebliche Wertpotenziale. Einige davon finden wir im Industriesektor, einschließlich Konzernen, die Anlagen für erneuerbare Energien herstellen, und insbesondere die Titel, die in den USA vom IRA profitieren. Chancen bestehen zudem auch bei Unternehmen, die sich auf Lösungen für die Energieeffizienz konzentrieren, insbesondere bei Firmen, die kurzfristig von höheren Strompreisen und langfristig von Maßnahmen zur Dekarbonisierung profitieren.

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