Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Credit Suisse rechnet mit Verlust von bis zu 1,5 Mrd CHF

Erscheinungsdatum Website: 23.11.2022 21:49:01
Erscheinungsdatum Publikation: 24.11.2022

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ZÜRICH (Dow Jones)--Credit Suisse rechnet im vierten Quartal zum fünften Mal in Folge mit einem Verlust. Grund sind deutliche Nettomittelabflüsse, die das Vermögensverwaltungsgeschäft im Zuge der schwierigen und umfangreichen Umstrukturierung der Bank belasten, wie das Schweizer Geldhaus im Vorfeld einer außerordentlichen Hauptversammlung am Mittwoch mitteilte.

Auf Konzernebene rechnet die Credit Suisse Group AG nun mit einem Verlust vor Steuern von bis zu 1,5 Milliarden Schweizer Franken allein im Schlussquartal. Rückgänge bei den Kundengeldern und verwalteten Assets werden zu einem Rückgang bei Nettozinsertrag sowie bei laufenden Provisionen und Gebühren führen, so die Bank in einer Mitteilung. Dies werde im Segment Wealth Management im Schlussquartal zu einem Verlust führen.

In den ersten beiden Oktoberwochen habe die Bank Abflüsse bei Kundengeldern und Netto-Assets verzeichnet, nachdem Berichte in den sozialen Medien und ein Anstieg der Credit-Default-Swaps für Unruhe über die Finanzlage der Bank gesorgt hatten, so die Credit Suisse.

Weiter Mittelabflüsse

Stand 11. November beliefen sich den Angaben zufolge die Nettomittelabflüsse auf rund 6 Prozent des gesamten verwalteten Vermögens per Ende September; in der Vermögensverwaltungssparte beliefen sich die Abflüsse auf 10 Prozent.

"Im Wealth Management haben sich nun diese Abflüsse im Vergleich zu den hohen Werten der ersten beiden Oktoberwochen 2022 deutlich verringert, wenngleich sie sich noch nicht umgekehrt haben", teilte die Bank mit. Die Bank kündigte zudem an, dass sie im Schlussquartal einen Verlust von rund 75 Millionen Franken aus dem Verkauf ihrer Beteiligung am in Amsterdam notierten Fondsvertrieb Allfunds Group plc buchen werde.

Die tatsächlichen Ergebnisse werden Credit Suisse zufolge von einer Reihe von Faktoren abhängen. Dazu gehören die Performance der angeschlagenen Investmentbank im restlichen Quartal, der weitere Abbau von Positionen im Nicht-Kerngeschäft, Goodwill-Abschreibungen und mögliche Immobilienverkäufe, so die Credit Suisse weiter.

Die Prognose für die Kapitalquoten 2023 bis 2025 bestätigte die Schweizer Bankengruppe jedoch. Sie rechnet weiterhin mit einer CET-1-Ratio von 13 Prozent im Zeitraum 2023 bis 2025 und mehr als 13,5 Prozent 2025.

Ankündigungen im Vorfeld von außerordentlicher HV zu Umbaumaßnahmen

Die Aktualisierung der Finanzkennzahlen erfolgte im Vorfeld einer außerordentlichen Hauptversammlung der Bank am Mittwoch. Damit sollen die im Rahmen der strategischen Überprüfung Ende Oktober vorgenommenen Änderungen umgesetzt und Kapitalmaßnahmen abgesegnet werden. Für den Umbau, der mit einem massiven Stellenabbau einhergeht, besorgt sich die Bank Geld bei den Anlegern und holt eine saudische Bank, die Saudi National Bank, als Großaktionär an Bord. Unter den Kapitalmaßnahmen sind auch die Emission von zwei Anleihen in Höhe von rund 5 Milliarden Dollar, die Senkung der Kostenbasis um 15 Prozent bis 2025 sowie der Verkauf eines wesentlichen Teils des Geschäfts mit verbrieften Produkten (Securitized Products Group) an Apollo Global Management.

Das Unternehmen teilte weiter mit, es habe den Abbau von 2.700 Vollzeitbeschäftigten, 5 Prozent der Belegschaft, bis zum Jahresende eingeleitet. Im Schlussquartal rechnet die Bank laut Mitteilung mit Belastungen im Zusammenhang mit Restrukturierungsaufwendungen, Software und Immobilien in Höhe von etwa 250 Millionen Franken.

Credit Suisse hatte Ende Oktober einen tiefgreifenden Umbau und eine umfangreiche Neustrukturierung der Investmentbank angekündigt. Die Bank setzt künftig auf weniger schwankungsanfällige Geschäftsbereiche wie Wealth und Asset Management und zieht sich aus riskanteren Geschäften zurück.

DJG/DJN/uxd/kla

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