Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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USA: Europäische Hersteller verlagern ihr Geschäft wegen hoher Erdgaspreise

Erscheinungsdatum Website: 27.09.2022 16:10:02
Erscheinungsdatum Publikation: 28.09.2022

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Washington setzt Anreize / Von David Uberti

WASHINGTON (Dow Jones)--Ein großer Gewinner der Energiekrise in Europa ist die US-Wirtschaft. Unternehmen in Europa, die Stahl, Düngemittel und andere Grundstoffe für die Wirtschaft herstellen, verlagern mehr und mehr ihre Betriebe in die Vereinigten Staaten, da sie dort von den stabileren Energiepreisen und der massiven staatlichen Unterstützung profitieren. Wilde Schwankungen bei den Energiepreisen und anhaltende Probleme in der Versorgungskette bedrohen Europa mit einer neuen Ära der Deindustrialisierung.

Derweil hat Washington eine Reihe von Anreizen für das verarbeitende Gewerbe und grüne Energie vorgestellt. Das Ergebnis ist ein Spielfeld, das sich zunehmend zu Gunsten der USA neigt, sagen Führungskräfte, insbesondere für Unternehmen, die auf Projekte zur Herstellung von Chemikalien, Batterien und anderen energieintensiven Produkten setzen.

"Es liegt auf der Hand, dies in den USA zu tun", konstatiert Ahmed El-Hoshy, Chef des in Amsterdam ansässigen Chemieunternehmens OCI, das in diesem Monat die Erweiterung einer Ammoniakanlage in Texas ankündigte.

Während die US-Wirtschaft mit einer Rekordinflation, Engpässen in der Versorgungskette und Befürchtungen einer Verlangsamung konfrontiert ist, hat sie nach Ansicht von Analysten die Pandemie relativ gut überstanden.

Zugleich verhängt China weiterhin Covid-Sperren und Europa ist kräftig durch den Krieg in der Ukraine destabilisiert. Neue Ausgaben Washingtons für Infrastruktur, Mikrochips und grüne Energieprojekte haben die Attraktivität der USA für Unternehmen erhöht.

Das dänische Schmuckunternehmen Pandora und der Wolfsburger Autokonzern Volkswagen kündigten zu Beginn dieses Jahres Expansionen in den USA an. Zuletzt berichtete das "Wall Street Journal", dass Tesla seine Pläne zur Herstellung von Batteriezellen in Deutschland pausiert, um sich für Steuergutschriften im Rahmen des von US-Präsident Joe Biden unterzeichneten "Inflation Reduction"-Gesetz zu qualifizieren.

Europa ist nach Ansicht von Analysten und Investoren nach wie vor ein begehrter Markt für die fortschrittliche Fertigung und verfügt über qualifizierte Arbeitskräfte in der Industrie. Wegen des Nachholbedarfs durch die Pandemie haben zudem viele Unternehmen, die in den vergangenen Monaten ausufernde Energiepreise zu beklagen hatten, diese an ihre Kunden überwälzen können. Die Frage lautet, wie lange die höheren Erdgaspreise anhalten.

Einige Ökonomen warnen davor, dass es den Erdgasproduzenten von Kanada über die USA bis Katar schwerfallen könnte, Russland mittelfristig vollständig als Lieferant für Europa zu ersetzen. Sollte dies der Fall sein, könnte der Kontinent bis ins Jahr 2024 mit hohen Gaspreisen konfrontiert sein, was wohl zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des europäischen Produktionssektors führte.

"Ich denke, wir werden zwei Winter überstehen", meint Stefan Borgas, Chef von RHI Magnesita. Wenn es dem Kontinent nicht gelänge, billigeres Gas zu finden oder erneuerbare Energien zu fördern, würden sich die Unternehmen aber anderswo umsehen, fügt er hinzu.

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