Märkte der Welt

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Große Reedereien setzen inmitten der Engpässe auf Flugzeuge

Erscheinungsdatum Website: 21.09.2022 15:20:06
Erscheinungsdatum Publikation: 22.09.2022

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Kapazitäten werden zugekauft / Von Costas Paris und Benjamin Katz

PARIS (Dow Jones)--Für die Giganten des Seehandelsverkehrs reichen große Schiffe nicht mehr aus. Sie greifen zu Flugzeugen. Die Pandemie, die die Verlagerung zum Online Shopping beschleunigte, gefolgt von der Nachfrage während der Lockdowns und jetzt der Krieg in der Ukraine, haben das komplizierte Gefüge durcheinandergebracht, auf das sich die Reedereien verlassen. Sie nutzen es sowohl auf See als auch in den Häfen, um die Waren rechtzeitig zu liefern.

Die Überlastung der Häfen hat die Schiffe jedoch gezwungen, wochenlang auf Reede zu ankern. Zugleich hat der Mangel an Arbeitskräften zum Be- und Entladen der Schiffe die Lieferungen weiter verlangsamt. Leere Container stapeln sich an Orten, an denen es nichts zu laden gibt, und Exporteure, die ihre Waren transportieren wollen, finden nicht genug davon.

Die drei europäischen Reedereien, die die Containerschifffahrt beherrschen - die dänische AP Moeller-Maersk, die französische CMA CGM und die schweizerische Mediterranean Shipping (MSC) - haben die Luftfracht in der Vergangenheit weitgehend gemieden. Sie machten einen Bogen um eine teure Abkehr von ihrer weltumspannenden Flotte riesiger Schiffe, Containerterminals und den damit verbundenen Logistikunternehmen.

Doch die jahrelangen Unterbrechungen der weltweiten Lieferketten haben viele Kunden dazu veranlasst, sich für den teureren - und zuverlässigeren - Lufttransport zu entscheiden, so die Führungskräfte. Jetzt machen sich die Containerschifffahrtsunternehmen gegenseitig Konkurrenz auf diesem Markt.

"Für einige wichtige Kunden ist Luftfracht ein Muss", betont Michel Pozas Lucic von Maersk. Autozulieferer, Bekleidungshersteller und Technologieunternehmen, die ihre Waren in der Regel per Seefracht transportieren, haben begonnen, auf Luftfracht umzusteigen. Sie fürchten schlichtweg, dass die mit Corona verbundenen Engpässe in den Häfen die Just-in-Time-Lieferketten stören oder dazu führen könnten, dass sie die Fristen für die Einführung neuer Produkte oder den Beginn neuer Modesaisons verpassen.

"Man kann sich nicht mehr nur auf Schiffe verlassen", meint Abbie Durkin, Inhaberin von Palmer & Purchase, einer Boutique für Damenbekleidung und Accessoires mit drei Geschäften in New York. "Ich lasse unsere gesamte Winterkollektion einfliegen, um sicherzugehen, dass sie noch vor Weihnachten ankommt."

Maersk hat im vergangenen Jahr den deutschen Luftfrachtspediteur Senator International gekauft und damit sein Luftfrachtvolumen verdoppelt. Die Dänen haben auch Flugzeuge für ihre Luftfrachtabteilung gekauft, die früher unter dem Namen Star Air bekannt war. Und die Sparte, die seit mehreren Jahren Fracht für United Parcel Service sowie die deutsche DHL befördert, betreibt 15 Boeing 767 Frachtflugzeuge. Vier weitere sind geleast, drei weitere 767 und zwei 777 sind bestellt.

Nach Angaben der International Air Transport Association wuchs die Luftfrachtbranche im vergangenen Jahr um mehr als 21% zum Vorjahr, wobei die Tonnage und die geflogene Entfernung zugrunde gelegt werden. Der Umsatz erreichte 289 Mrd US-Dollar, gegenüber 238 Mrd im Jahr 2020 und 264 Mrd 2019 vor der Pandemie.

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