Märkte der Welt

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Dollar-Stärke speist sich aus Innovationen

Erscheinungsdatum Website: 14.09.2022 14:40:03
Erscheinungsdatum Publikation: 15.09.2022

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Forschung und Entwicklung als Zyklustreiber / Von James Mackintosh

WASHINGTON (Dow Jones)--Der Aufschwung zu einer noch größeren Vormachtstellung, den die Welt derzeit beim US-Dollar beobachten kann, ist weitgehend einmalig. Nach 11 Jahren mit steigendem Wert und einem Plus von 40% auf realer handelsgewichteter Basis fragen sich nicht wenige Beobachter, ob nicht die Zeit für eine Abschwächung des Greenbacks gekommen ist.

Kurzfristig wäre dies plausibel, zumal Europas Regierungen die Bedrohung ihrer Volkswirtschaften durch exorbitant steigende Energiepreise auffangen und verschiedene Zentralbanken sich beeilen, bei den Zinsen mit der Federal Reserve gleichzuziehen. Der aufkeimende Optimismus an den Märkten ließ die Dollar-Notierungen sinken, weil Gelder, für die die US-Währung gezielt als Zufluchtsort gesucht worden war, wieder abgezogen wurden.

Aber die langen Phasen der Aufwertung oder Abschwächung aus der Vergangenheit sind offensichtlich nicht mit den wirtschaftlichen oder geldpolitischen Zyklen zusammengefallen. Etwas anderes hat hier als Treiber gewirkt, und um das mögliche Ende dieses Dollar-Megazyklus' ausmachen zu können, müssen wir uns fragen, was dieser Treiber ist.

Marvin Barth, Ökonom und ehemals im US-Finanzministerium tätig, ist der Meinung, dass es sich dabei um Innovationen handelt. Seine Grundthese lautet, dass die führende Position der USA in der akademischen Forschung und die engen Verbindungen zwischen Universitäten und Unternehmen dem Land in den 1970er und frühen 1980er-Jahren einen Vorsprung bei der Computerisierung, in den 1990er-Jahren beim Internet und in jüngerer Zeit bei neueren Internetanwendungen und künstlicher Intelligenz verschafft haben.

Jede Innovation hat demnach eine Welle von Investitionen ausgelöst, die darauf abzielten, diese ökonomisch zu nutzen. Damit verbesserte sich die Rentabilität in den USA und zog ausländisches Kapital an, was wiederum den Dollar in die Höhe trieb.

Erfindungen bleiben einem Land allein allerdings nicht lang. Aber in jedem Fall verschaffte der Vorsprung den USA einige Jahre der ökonomischen Führung, bevor Investitionen dieser Art andernorts ebenso rentabel waren. Bis es soweit war, flossen die erwirtschafteten Gewinne in die breite Gesellschaft und lösten einen Boom des privaten Konsums aus, der schließlich in einen Immobilienboom mündete. Um den Bau von Häusern zu finanzieren, saugten die USA nach dem Verlust ihres Wettbewerbsvorteils selbst Kapital an, so dass der Dollar fallen musste, um für ausländisches Geld attraktiv zu werden.

Zumindest ist das eine schöne Geschichte, mit der sich erklären ließe, wie sich der langfristige Trend beim Dollar selbst über vorübergehende Unterbrechungen in Form von Rezessionen hinweg fortsetzen kann. Um sie zu belegen, untersuchte Barth die Länge der Zyklen für verschiedene Wirtschaftsvariablen mithilfe der Frequenzanalyse aus dem Ingenieurwesen. Danach entsprach der Zyklus für den Anteil der Investitionsausgaben am Bruttoinlandsprodukt dem des Dollar und lag bei etwa 17 Jahren, während die auf kurze Frist entscheidenden Faktoren, etwa die Geldpolitik, bei einem derart langen Zeithorizont kaum Einfluss zeigten.

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