Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: Notenbanker stecken tief im Inflationskampf
Erscheinungsdatum Website: 05.08.2022 15:20:02
Erscheinungsdatum Publikation: 08.08.2022
Zinsen werden kaum im Zaum gehalten werden können / Von John Sindreu
NEW YORK (Dow Jones)--Nicht einmal eine schwächelnde Wirtschaft wird die Zentralbanker zur Umkehr bringen. Sie werden jetzt ihrem Inflationsmandat klipp und klar Priorität einräumen. Gerade hat die Bank of England (BoE) die Zinssätze um 0,5 Prozentpunkte auf 1,75% hochgesetzt - die deutlichste Straffung seit 1995. Die Geldpolitiker erklärten, dass das Wachstum des britischen Verbraucherpreisindex im letzten Quartal des Jahres nun voraussichtlich 13% erreicht, während sie im Mai noch von "etwas über 10%" ausgegangen waren.
Bemerkenswert ist, dass die BoE bei ihrer Superzinserhöhung voraussagte, die britische Wirtschaft werde im vierten Quartal in eine Rezession fallen. Diese, ausgelöst durch die hohen Energiepreise und mit Auswirkungen auf die Budgets der privaten Haushalte, wird voraussichtlich nicht "technisch" oder kurzlebig sein, wie viele derzeit für die USA prognostizieren.
Die Renditen von US-Staatsanleihen und Bundesanleihen sind gesunken, obwohl die Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank eine restriktivere Haltung eingenommen haben. Inzwischen interpretieren die Anleger Anzeichen für eine Abkühlung der Wirtschaft als Signal dafür, dass die Währungshüter die Bremsen lockern müssen - ein Eindruck, der vorletzte Woche vom Fed-Chef Jerome Powell verstärkt wurde.
Das Bild in Großbritannien ist sogar noch aussagekräftiger. Die Renditekurve der britischen Staatsanleihen deutet darauf hin, dass die BOE die Zinssätze im nächsten Jahr aggressiv anhebt, um dann eine Kurskorrektur vorzunehmen und die Sätze rasch zu senken.
Diese Taktik nach dem Motto "schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten" hat dazu geführt, dass in den USA der S&P 500 im vergangenen Monat um rund 9% zugelegt hat. Die Anleger haben wahrscheinlich Recht, dass die langfristigen Zinsen niedrig bleiben müssen, insbesondere in Europa. In den nächsten Jahren könnten die Zinsen jedoch höher ausfallen als sie glauben.
In letzter Zeit haben Marktbeobachter viel über die neuen "Reaktionsfunktionen" der Zentralbanker, die Inflationserwartungen und das Ziel, einen "schmalen Pfad" zwischen Beschäftigung und Inflation zu beschreiten, gemutmaßt. Aber die Menschen, die in den Zinsausschüssen sitzen, haben schließlich eine Aufgabe. Eine einzige Zahl - die Gesamtinflation - soll mit einer anderen Zahl - ihrem 2-%-Ziel dafür - in Einklang gebracht werden.
Dagegen prägen die Arbeitslosenzahlen ihre Reputation nicht annähernd so stark, nicht einmal in den USA, wo die Beschäftigungssituation Teil des offiziellen Mandats ist.
Werden sie aufhören, die Zinssätze anzuheben, wenn eine Rezession die Inflation senkt oder wenn sich Engpässe bei der Versorgung von selbst lösen? Sicherlich. Aber solange die Teuerungsraten hoch bleiben, wird keine noch so gute Argumentation die Zinsen im Zaum halten können.