Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

Chancen und Risiken in dynamischen Zeiten

Erscheinungsdatum Website: 27.07.2022 14:40:03
Erscheinungsdatum Publikation: 28.07.2022

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Von M. Müller, F. Breitenfeldt, C. Prengel und Martin Wörlein, Rödl & Partner

NÜRNBERG (NfA)--Seit mehr als einem Jahrzehnt seit der globalen Finanzkrise zeigt der M&A-Markt ausschließlich einen Aufwärtstrend. Nach einem anfänglichen pandemiebedingten Stillstand der Transaktionen und dem Rekordjahr 2021 - auch dank Nachholeffekten aus dem Jahr 2020 - stehen wir nun vor einigen Fragezeichen, so Rödl & Partner in einem Lagebericht.

Je nach Region ist die Pandemie unterschiedlich überwunden worden oder verlaufen. Die Tatsache, dass ein solcher exogener Schock jederzeit eintreten kann, bleibt jedoch in den Köpfen der Marktteilnehmer - und seit Februar 2022 sind wir durch den Krieg in der Ukraine einer weiteren Konstellation ausgesetzt, die wir vorher für unvorstellbar hielten. Neben der Pandemie und dem Krieg und den daraus resultierenden Folgen für die Weltwirtschaft erleben wir Störungen durch die großen globalen Makrotrends wie ESG, Nachhaltigkeit, Green Economy und Digitalisierung.

Im aktuellen Transaktionsumfeld ist einen grundlegenden Anstieg der Unsicherheit, insbesondere auf der Käuferseite, zu erkennen. Entsprechend sinkt die Geschwindigkeit der Transaktionsprozesse. Projektverzögerungen und -abbrüche sowie Wiederaufnahmen zu späteren Zeitpunkten treten häufiger auf, weil sich Käufer- und Verkäuferseite nicht auf eine gemeinsame Sichtweise und damit auf für beide Seiten akzeptable Umstände einigen können.

Due-Diligence-Prüfungen werden intensiver durchgeführt, um Unsicherheitsfaktoren adäquat zu berücksichtigen und die laufende Geschäftsentwicklung durch ständig aktualisierte Daten genau zu analysieren. Auch die Gründe und Treiber für Transaktionen ändern sich.

Umstrukturierungen nehmen in Folge der Anpassung von Strukturen mit russischer Beteiligung zu, auch der Trend der Lokalisierung verstärkt sich, so der Lagebericht. Vor dem Hintergrund von Versorgungssicherheit und Transportkosten werden Produktionskapazitäten verlagert. Zudem nimmt die vertikale Integration zu, Akquisitionen dienen immer öfter der Absicherung der eigenen Lieferkette. Portfolios werden bereinigt, die Konzentration auf das Kerngeschäft und Glättung der Bilanz führt vermehrt zu Carve-outs und Spin-offs.

Die Vergabe von Aufträgen an Lieferanten und Finanzierungen erfolgt zunehmend auf der Grundlage von ESG. ESG-Berichtspflichten und die Auswirkungen des Lieferkettengesetzes betreffen Unternehmen fast jeder Größe, und der Bedarf an Rechtssicherheit in diesem Bereich wächst stark, zudem nehmen Investitionen in die Digitalisierung deutlich zu. Im internationalen Kontext wurden Akquisitionen in Asien, insbesondere in Indien und Vietnam, aufgrund ihrer Kompetenzen und Kapazitäten in den Bereichen Digital, IT und Engineering interessant.

Im internationalen Kontext muss Asien differenziert betrachtet werden. Die wirtschaftlichen Entwicklungstrends, die sich aus der Corona-Politik der einzelnen Länder ergeben, sind unterschiedlich. Generell gilt jedoch, dass die pandemiebedingten Beschränkungen in Asien im Vergleich zu Europa viel stärker sind und länger andauern.

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