Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EZB/Nagel: Inflationserwartungen Risiko für Preisstabilität

Erscheinungsdatum Website: 23.06.2022 18:00:02
Erscheinungsdatum Publikation: 24.06.2022

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Inflationserwartungen von privaten Haushalten und Unternehmen in Deutschland stellen nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel ein Risiko für die Preisstabilität dar. Nagel verwies bei einer Forschungskonferenz der Bundesbank darauf, dass diese Erwartungen ausweislich von Online-Befragungen der Bundesbank nicht mehr so gut verankert seien wie vor einem Jahr. Unter Verweis auf die noch offene Größenordnung der für September angekündigten Zinserhöhung warnte Nagel vor einem zu kleinen Schritt.

"Umfragen deuten darauf hin, dass die Inflationserwartungen der Haushalte und Unternehmen in Deutschland etwas weniger fest verankert sind als etwa vor einem Jahr", sagte Nagel. Wenn man den Unterschied zwischen den Niveaus im Vergleich zu den in der Regel niedrigeren Erwartungen professioneller Prognostiker akzeptiere, dann sei der Anstieg besorgniserregend.

Laut Nagel liegen die seit Jahren von der Europäischen Zentralbank (EZB) verwendeten Messgrößen der erwarteten Inflation, die bei besagten Prognostikern und aus Finanzmarktgrößen ermittelt werden, noch nahe bei 2 Prozent. "Es gibt aber erste Anzeichen für einen Anstieg über den Zielwert, und einigen empirischen Ansätzen zufolge ist das Risiko einer Entankerung der Inflationserwartungen in den letzten Monaten gestiegen", sagte Nagel.

Er verwies auf den jüngsten Beschluss des EZB-Rats, die Leitzinsen im Juli um 25 Basispunkte anzuheben und im September um einen größeren Betrag, falls sich der Inflationsausblick bis dahin nicht gebessert haben sollte. "Gegenwärtig dürfen die Zentralbanken meiner Ansicht nach nicht mit zu wenig und zu spät reagieren", sagte er.

DJG/hab/brb

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