Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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China: Fast jedes vierte europäische Unternehmen erwägt Rückzug
Erscheinungsdatum Website: 22.06.2022 14:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 23.06.2022
Ausländische Firmen mit starkem Gewinnrückgang
SHANGHAI (NfA)--Fast jede vierte europäische Firma in der Volksrepublik erwägt, ihre Investitionen aus dem Land zu verlagern, da die anhaltenden Corona-Ausbrüche und Abriegelungen die Aussichten für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt eintrüben, wie "Japan Times" unter Berufung auf eine Umfrage der EU-Handelskammer in China berichtet.
Etwa 23% der Unternehmen, die auf die Umfrage geantwortet haben, erwägen, ihre derzeitigen oder geplanten Investitionen zu verlagern, heißt es in dem veröffentlichten Bericht. Die Umfrage wurde Ende April durchgeführt, als Shanghai noch abgeriegelt war und Restriktionen in Orten wie Jilin die Wirtschaftstätigkeit behinderten.
Die Zahl der europäischen Konzerne, die ihre Optionen im Reich der Mitte neu bewerten, war der höchste Anteil in der Umfrage seit einem Jahrzehnt und auch mehr als doppelt so hoch wie die 11%, die in einer Umfrage im Februar verzeichnet wurden, so die Kammer.
Chinas derzeitige Politik - ohne Ausstiegsstrategie aus der Null-Toleranz-Politik bei der Bekämpfung von Infektionen - "lässt den Firmenzentralen keine andere Wahl, als sich nach anderen Standorten umzusehen", sagte Bettina Schoen-Behanzin, Vizepräsidentin der Kammer. "Die Welt wartet nicht auf China."
Von den Konzernen, die eine Verlagerung ihrer Investitionen in Erwägung ziehen, gaben 16% an, dass sie eine Verlagerung nach Südostasien in Erwägung ziehen, während 18% sich im asiatisch-pazifischen Raum umsehen. Etwa 19% nannten Europa, 12% Nordamerika und 11% Südasien.
Die Volksrepublik hat damit begonnen, einige seiner Corona-Beschränkungen zu lockern, aber die wirtschaftliche Erholung war uneinheitlich. Im Mai stieg die Industrieproduktion unerwartet an, während die Verbraucherausgaben und der Immobilienmarkt weiter schrumpften. Die Aussichten für den Rest des Jahres bleiben ungewiss, da Beijing weiterhin auf Abriegelungen und andere Beschränkungen setzt, um das Virus einzudämmen.
Ausländische Unternehmen haben mit den Beschränkungen erheblich zu kämpfen: Sie verzeichneten von Januar bis April einen Gewinnrückgang von 16,2%, was weitaus schlimmer ist als der Rückgang von 0,6% bei privaten chinesischen Firmen. Staatskonzerne verzeichneten in diesem Zeitraum einen Gewinnanstieg von 13,9%.
Auch amerikanische Unternehmen haben in letzter Zeit von Herausforderungen berichtet. Nur 31% der Produktions- und Dienstleistungsfirmen, die von der amerikanischen Handelskammer in Shanghai Anfang des Monats befragt wurden, gaben an, dass sie voll betriebsfähig seien. Von jenen, die mit weniger als der vollen Kapazität betrieben werden, berichteten die meisten Firmen, dass es für die Mitarbeiter schwierig sei, zur Arbeit zu kommen.
Unterdessen hatten fast 60% der Befragten in der April-Umfrage der Europäischen Kammer ihre Umsatzprognosen für das Jahr aufgrund der chinesichen Corona-Beschränkungen nach unten korrigiert.