Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Williams: Fed kann Inflation abkühlen und Wachstum bewahren

Erscheinungsdatum Website: 10.05.2022 17:50:03
Erscheinungsdatum Publikation: 11.05.2022

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ELTVILLE (Dow Jones)--Die US-Notenbank kann die Inflation in diesem Jahr nach Aussage des Präsidenten der New Yorker Fed, John Williams, senken, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. "Die Aufgabe ist zwar schwierig, aber nicht unüberwindbar. Wir haben die Instrumente, um die Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Preisstabilität wiederherzustellen, und wir sind entschlossen, sie einzusetzen", sagte Williams in einer Rede bei einer Wirtschaftskonferenz in Eltville.

Die Fed hat ihren Leitzins zuletzt um 50 Basispunkte auf eine Spanne von 0,75 bis 1,00 Prozent angehoben, und Williams sagte, die Zentralbank werde zügig handeln, um diesen Zinssatz noch in diesem Jahr auf ein "normaleres Niveau" zurückzubringen. "Wir müssen aber auch datenabhängig und bereit sein, unseren Kurs zu ändern", sagte Williams. So werde sie neben der Inflation auch die Entwicklung des Verbrauchervertrauens beobachten.

Fed-Chef Jerome Powell hat bereits signalisiert, dass die Zentralbank beabsichtigt, ihren Leitzins in den nächsten beiden Sitzungen um 100 Basispunkte anzuheben, so dass der Leitzins in einer Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent liegt. Gleichzeitig beginnt die Fed damit, ihre 9 Billionen Dollar schwere Bilanz abzubauen.

Williams verwies auf Powells Aussage, dass Zinsschritte von 50 Basispunkten in den nächsten Monaten "auf dem Tisch liegen". Dass die Fed zugleich ihre Bilanz rasch abbaue, gebe ihr den Spielraum, es bei 50 Basispunkten pro Sitzung zu belassen. "Meiner Meinung nach betreiben wir den Bilanzabbau in ziemlich scharfem Tempo, so dass wir über diesen Kanal Unterstützung entziehen", sagte er. Die Bilanz sei ein sehr wichtiger Bestandteil der Geldpolitik.

Williams erwartet, dass die Kerninflation - gemessen am von der Fed bevorzugten Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben - in diesem Jahr auf fast 4 Prozent zurückgehen wird - gegenüber 5,2 Prozent im März - bevor sie bis 2023 auf etwa 2,5 Prozent sinken wird.

Gleichzeitig sollten der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft weiterhin "Stärke und Widerstandsfähigkeit" zeigen, sagte Williams. Für 2022 rechnet Williams mit einem BIP-Wachstum von etwa 2 Prozent - ein Rückgang gegenüber 5,7 Prozent im vergangenen Jahr, aber immer noch nahe am jüngsten Trend. Die Arbeitslosenquote dürfte sich auf dem derzeitigen niedrigen Niveau von 3,6 Prozent bewegen, fügte er hinzu.

Die geldpolitischen Instrumente der Fed seien besonders wirkungsvoll im Wohnungsbau und bei langlebigen Gütern - den Sektoren, in denen die größten Ungleichgewichte und Anzeichen einer Überhitzung zu beobachten seien, sagte Williams. Höhere Zinssätze würden die Nachfrage in diesen zinsempfindlichen Sektoren auf ein Niveau abkühlen, das besser mit dem Angebot übereinstimme. Dies werde den Arbeitsmarkt abkühlen und das Ungleichgewicht zwischen offenen Stellen und dem verfügbaren Arbeitskräfteangebot verringern. Williams betonte aber, dass die Geldpolitik auch die Nachfrage im weniger zinssensitiven Dienstleistungssektor dämpfen werde.

DJG/DJN/hab/jhe

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