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IWF fordert rasche Maßnahmen der G20 zur Schuldenumstrukturierung für arme Länder

Erscheinungsdatum Website: 03.12.2021 18:40:02
Erscheinungsdatum Publikation: 06.12.2021

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WASHINGTON (AFP)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die G20-Länder dazu aufgerufen, das Schuldenproblem der armen Länder "mit Nachdruck" anzugehen, zumal sich die Lage durch die anhaltende Corona-Pandemie verschärfe. Einigen Ländern drohe der "wirtschaftliche Zusammenbruch", sollten die Gläubiger der G20 es ablehnen, "die Umstrukturierung der Schulden zu beschleunigen und den Schuldendienst auszusetzen, während darüber verhandelt wird", erklärte IWF-Chefin Kristalina Georgieva am Donnerstag in einem Blog. Welchen Ländern der Kollaps droht, blieb offen.

Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 hatten die wohlhabenden Staaten der G20 ein Schuldenmoratorium für die ärmsten Länder bis Endes des Jahres beschlossen und es bis Ende 2021 verlängert. Parallel zu dieser Initiative zur Aussetzung des Schuldendienstes (DSSI) hatten sie im November 2020 einen "gemeinsamen Rahmen" geschaffen, um die Schulden der Länder auf deren Antrag hin umzustrukturieren oder sogar zu erlassen. Bisher wird die Umsetzung jedoch von den privaten Gläubigern wie etwa Banken massiv gebremst.

Es sei von "entscheidender Bedeutung, dass die Gläubiger des Privatsektors den Schuldenerlass zu vergleichbaren Bedingungen umsetzen", betonten nun Georgieva und die Direktorin der Strategie-Abteilung des IWF, Ceyla Pazarbasioglu.

Bisher haben nur drei Länder - Tschad, Äthiopien und Sambia - einen Antrag auf Schuldenerlass unter dem "Common Framework" gestellt. Die Bearbeitung der Anträge verzögert sich aber immer weiter.

Trotz umfangreicher Pandemie-Hilfen internationaler Institutionen wie IWF und Weltbank seien "etwa 60 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen heute einem hohen Risiko ausgesetzt oder bereits überschuldet", erklärten Georgieva und Pazarbasioglu. Im Jahr 2015 waren es demnach weniger als 30 Prozent.

Wegen der Pandemie-Krise mussten viele arme Ländern noch mehr Kredite aufnehmen und verschuldeten sich damit weiter. Nach Schätzungen der Weltbank ist die Schuldenlast der ärmsten Länder in der Pandemie um 12 Prozent auf einen Rekordwert von 860 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 angestiegen.

Für viele dieser Länder häuften sich die Schwierigkeiten - auch angesichts der neuen Omikron-Variante des Coronavirus, warnten Georgieva und Pazarbasioglu. Sie verwiesen zudem auf allgemeine Erwartungen, dass die Zentralbanken der großen Volkswirtschaften im kommenden Jahr die Zinsen erhöhen könnten und damit die Kosten für den Schuldendienst der armen Länder weiter in die Höhe schießen. Umso wichtiger sei deshalb "schnelles Handeln", erklärten sie.

DJG/brb/06.12.2021

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