Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Welt: Gerangel um Metalle hat gerade erst begonnen

Erscheinungsdatum Website: 02.12.2021 15:55:03
Erscheinungsdatum Publikation: 09.12.2021

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EV-Batterien sorgen für ein Wettlaufen / Von Stephen Wilmot

NEW YORK (Dow Jones)--Um die Weltwirtschaft ökologisch nachhaltiger zu gestalten, werden mehr natürliche Ressourcen benötigt als bisher. Dies ist eine Ironie, die die Bergbauindustrie sowohl ausnutzen als auch entschärfen muss. Elektrofahrzeuge verdeutlichen die problematischen Möglichkeiten für Bergbaukonzerne.

Obwohl ein Tesla oder ein Porsche Taycan keinen Auspuff hat und in der Regel während seiner mehrjährigen Lebensdauer viel weniger Kohlenstoff erzeugt als ein herkömmliches Auto, benötigt seine große Lithium-Ionen-Batterie mehr Metall als ein Verbrennungsmotor. Das Beratungsunternehmen Rystad Energy geht davon aus, dass der jährliche Lithiumbedarf für Elektroautos und Energiespeicher bis 2030 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Zwanzigfache steigen wird.

Lithium-Ionen-Batterien enthalten auch Kobalt, Nickel, Kupfer und Aluminium. Und dabei geht es nicht nur um Batterien: Für Solarmodule, Windturbinen, Ladestationen und die Netzinfrastruktur, um sie miteinander zu verbinden, werden Unmengen von Metall benötigt. Es macht bereits das Schlagwort von einem neuen "Superzyklus" die Runde, wobei spezialisierte Aktien wie der Lithiumbergbaukonzern Albemarle ein astronomisches Wachstum einpreisen. Doch ein durch die Dekarbonisierung ausgelöster Metallboom wird für die Bergbaubranche im Allgemeinen eine größere Herausforderung bedeuten als der durch das chinesische Infrastrukturwachstum ausgelöste Superzyklus. Dieser befeuerte bis vor rund zehn Jahren die Rohstoffmärkte.

Das Gerangel um neue Bergbauprojekte hat wahrscheinlich gerade erst begonnen. Kanada ist ein besonders attraktives Ziel. Es bietet nicht nur reichlich Ressourcen, sondern auch die Nähe zum großen US-Markt, günstige geopolitische Bedingungen und gute Umwelt-, Sozial- sowie Unternehmensführungsstandards (ESG). Dies ist wichtiger denn je. Schließlich sind die heutigen Lieferungen von Batteriemetallen mit enormen ESG- und geopolitischen Herausforderungen verbunden. Solche lassen sich nur schwer mit Umweltproblemen vereinbaren, die sie eigentlich lösen sollen, ganz zu schweigen von Washingtons Ziel, die Abhängigkeit der USA von China zu verringern.

Die Verbindung von Kobalt mit Kinderarbeit in der Demokratischen Republik Kongo ist am bekanntesten, aber ein Großteil des Lithiums hängt von knappen Wasserressourcen in südamerikanischen Ländern ab, die nicht immer private Bergbauinteressen unterstützen. Indonesien, das den Großteil seiner Energie durch die Verbrennung von Kohle erzeugt, ist auf dem besten Weg, die Produktion von Nickel in Batteriequalität zu dominieren. Chinesische oder von China unterstützte Unternehmen sind in allen drei Bereichen präsent und oft dominant.

Mit dem Anstieg der EV-Produktion werden diese Probleme wachsen und sichtbarer. Die vielen börsennotierten Bergbauunternehmen bieten westlichen Autoherstellern und Energieunternehmen die Chance, ESG-freundliche Lösungen zu finden. Aber das erfordert Investitionen.

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