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DIHK: Deutsche Auslandsunternehmen trotzen abflachender Weltkonjunktur

Erscheinungsdatum Website: 05.11.2021 17:15:02
Erscheinungsdatum Publikation: 08.11.2021

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BERLIN (Dow Jones)--Das globale wirtschaftliche Umfeld wird nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zwar ungemütlicher, die deutsche Außenwirtschaft sieht aber für sich selbst bessere Geschäftsaussichten. Der aktuelle AHK World Business Outlook zeige, "dass neben den steigenden Rohstoffpreisen und den immer noch bestehenden Reiseeinschränkungen die Lieferkettenstörungen in den vergangenen Monaten sogar nochmals zugenommen haben", erklärte die Kammerorganisation. Inzwischen ist demnach mehr als jedes zweite international aktive deutsche Unternehmen davon betroffen.

Die Einschätzungen der Unternehmen zur Konjunktur in den internationalen Märkten trübten sich gegenüber der Frühjahrsumfrage leicht ein. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier betonte bei einer Pressekonferenz, "dass das internationale Geschäftsumfeld und auch die Konjunktur 2022 wieder ungemütlicher werden". Ergebnis der Umfrage sei aber, "dass die deutsche Exportwirtschaft sich in diesem schwieriger werdenden Umfeld wacker behauptet". Die Erwartungen der Unternehmen an ihr Auslandsgeschäft verbesserten sich moderat.

"Obwohl die Konjunktur in vielen Regionen ins Stocken gerät, packen die deutschen Unternehmen an ihren internationalen Standorten an und behaupten sich auf den Weltmärkten", sagte Treier. "Der DIHK rechnet 2022 mit einem deutschen Exportwachstum von 7,0 Prozent - welches immerhin über dem langfristigen Durchschnitt von 4,5 Prozent liegt."

Insgesamt bewerteten die Auslandsunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage in der Umfrage, die laut DIHK die Rückmeldungen von weltweit mehr als 3.200 im Ausland vertretenen deutschen Unternehmen zusammenfasst, positiver als im Frühjahr: Weltweit bezeichnen 52 Prozent ihre Lage als gut, nur 11 Prozent als schlecht. Insbesondere in Europa verzeichneten die Befragen gute Geschäfte: In der Eurozone sind es 55 Prozent, in sonstigen europäischen Staaten (inklusive Großbritannien, Schweiz und Norwegen) 60 Prozent und in Ost- und Südosteuropa (ohne EU) sogar 67 Prozent.

Internationales Geschäft erweist sich als widerstandsfähig

Auch mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten sind die deutschen Unternehmen laut der Umfrage mehrheitlich optimistischer als zuletzt. Über alle Weltregionen hinweg erwarten 56 Prozent bessere, nur 6 Prozent schlechtere Geschäfte. "Es macht Mut zu sehen, dass sich die Geschäfte der Unternehmen an ihren internationalen Standorten als zäh und widerstandsfähig erweisen", so Treier. Auch die globalen Investitions- und Beschäftigungsabsichten der Unternehmen stiegen an.

Nach Einschätzung Treiers ist dies "umso bemerkenswerter, als die Erholung der Weltwirtschaft insgesamt an Fahrt verliert". Zwar rechneten immerhin 41 Prozent der weltweit befragten Unternehmen mit einer besseren Konjunkturentwicklung vor Ort, 17 Prozent mit einer schlechteren. Insbesondere in China und Nordamerika trübten sich die Konjunkturerwartungen jedoch merklich ein. Während im Frühjahr noch 70 Prozent der deutschen Unternehmen in China von einem positiven Konjunkturtrend vor Ort ausgingen, seien es aktuell nur noch 36 Prozent. In den USA sinke dieser Wert von 74 auf 50 Prozent.

"Die Unternehmen sehen mit Sorge, dass in den beiden Weltkonjunktur-Lokomotiven der letzten Monate offenbar die Luft dünner wird", sagte der DIHK-Außenwirtschaftschef. "Für den wirtschaftlichen Aufholprozess nach der Corona-Krise sind das keine guten Vorzeichen." So werde das wirtschaftliche Umfeld für Auslandsgeschäfte in vielen Weltregionen schwieriger. Für 44 Prozent der deutschen Unternehmen im Ausland stellten steigende Rohstoffpreise aktuell das größte Risiko für die Weltwirtschaft dar, gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wie Steuern, Zölle oder Sanktionen mit 40 Prozent. Auch Fachkräfteengpässe gewinnen an Bedeutung (von 29 auf 37 Prozent).

Als direkte Auswirkungen der Corona-Krise belasten zudem Reiseeinschränkungen (65 Prozent) sowie Probleme bei Lieferketten und Logistik (Anstieg von 40 auf 54 Prozent) die internationalen Geschäfte der Unternehmen. "Was wir hier sehen, ist eine gefährliche Gemengelage wirtschaftspolitischer Risiken, die den Kostendruck auf die Unternehmen erhöhen", warnte Treier. "Geben sie diese Kosten an ihre Kunden weiter, steigt die Inflation."

DJG/ank/hab/08.11.2021

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