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Neue dynamische Märkte, vor allem in den Boomregionen Asiens und Osteuropas, gewinnen für den deutschen Automobil- und Maschinenbau zunehmend an Bedeutung. 

Intel verkündet früh die schlechten Nachrichten

Erscheinungsdatum Website: 25.10.2021 20:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 27.10.2021

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SANTA CLARA (Dow Jones)--Manchmal ist es erforderlich Verletzten, frühzeitig den Verband abzureißen. Und es tut dann trotzdem weh. Davon kann auch Intel ein Lied singen. Der Chip-Riese teilte zuletzt mit, dass er in den kommenden zwei bis drei Jahren mit einem Rückgang der jährlichen Bruttomargen in den Bereich von 51 bis 53% rechnet, was einer erheblichen Verschlechterung gleichkommt. In den vergangenen zehn Jahren lagen die Bruttomargen von Intel in der Regel über der 60%-Marke.

Das Unternehmen verfolgt einen kostspieligen Sanierungsplan, der darauf abzielt, seine Konkurrenten bei den fortschrittlichsten Produktionsprozessen einzuholen und eine Foundry zu eröffnen, die Chips anderer Unternehmen herstellt. Die Ankündigung erfolgte während der Telefonkonferenz nach Präsentation der Ergebnisse zum dritten Quartal, die ebenfalls wenig beeindruckend ausfielen. Intels wichtiges Segment für Rechenzentren verzeichnete zwar ein Umsatzplus von 10%, verfehlte aber die Schätzungen der Wall Street sowohl beim Umsatz als auch beim Betriebsergebnis. Die PC-Sparte des Unternehmens musste nach sieben Quartalen mit Zuwächsen in Folge einen Umsatzrückgang hinnehmen. Insgesamt sieht sich Intel mit den gleichen Zwängen wie andere Chiphersteller konfrontiert, die mit Engpässen bei wichtigen Zulieferern zu kämpfen haben. Zugleich tun sich auch die PC-produzierenden Kunden mit Engpässen bei ihren eigenen Komponenten sowie einer Abkühlung der Nachfrage nach einem pandemiebedingten Verkaufsanstieg schwer. Der Aktienkurs von Intel reagierte prompt verschnupft. Er gab nach den Ergebnissen und der Telefonkonferenz um 9% nach.

Analysten hatten vor Rückgang der Bruttomargen gewarnt

Die revidierte Margenprognose war keine große Überraschung. Viele Analysten hatten einen Rückgang der Bruttomarge als Teil des Turnaround-Plans des Unternehmens erwartet, wobei einige sogar einen Absturz unter die 50%-Marke prognostiziert hatten - was Intel seit 20 Jahren nicht mehr erlebt hat. Die meisten hatten erwartet, dass Intel diese Details bei einem für nächsten Monat angesetzten Analystentreffen bekannt geben würde. Da jedoch die Suche nach einem Nachfolger für den in Ruhestand gehenden George Davis als Finanzchef voll entbrannt ist, beschloss Intel nach eigenen Angaben, dieses Treffen bis Februar zu verschieben, und überbrachte die schlechte Nachricht lieber gleich frühzeitig. Diese Verschiebung gibt zudem demjenigen, der den Spitzenposten antritt, die Möglichkeit, am Planungsprozess des Unternehmens teilzunehmen - und vermeidet, dass er so früh in seiner Amtszeit eine Bombe platzen lassen muss.

Intel wird noch viele schwierige Fragen zu klären haben, wenn die Zeit gekommen ist. CEO Pat Gelsinger spricht davon, dass Intels im Entstehen begriffenes Foundry-Geschäft letztendlich eine "sehr ähnliche Margenstruktur wie der heutige Marktführer in diesem Bereich" haben kann - gemeint ist Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC). TSMC hat jedoch in der Regel niedrigere Bruttomargen als Intel erzielt, die in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt knapp unter 50% rangierten.

Investitionsbedarf ist bei Chipherstellern gewaltig

Und die Kosten für Chiphersteller, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, werden weiter in die Höhe schießen. TSMC bestätigte in seinem eigenen Bericht für das dritte Quartal vergangene Woche, dass es in diesem Jahr Investitionsausgaben in Höhe von etwa 30 Mrd US-Dollar plant, während Intel mit 18 bis 19 Mrd Dollar rechnet. Der Speicherchiphersteller Micron kündigte Anfang letzter Woche neue langfristige Investitionspläne an, die im Vergleich zu seiner Vergangenheit ebenfalls einen erheblichen Schritt nach oben bedeuten. Die US-amerikanischen Chiphersteller hoffen weiterhin auf direkte staatliche Unterstützung. Nach Ansicht Gelsingers kann die Verlegung des Analystentreffens den Märkten dann auch einen besseren Überblick über die staatlichen Investitionen verschaffen, "von denen wir zu profitieren erwarten". Letztendlich wird Intel jedoch die Investoren davon überzeugen müssen, dass es technisch in der Lage ist, die Spitzenposition zurückzuerobern. Ohne dies werden die Schecks von Uncle Sam - also Vater US-Staat - nicht viel bringen.

ma

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