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Merkel und Georgiewa beklagen Erholung in zwei Geschwindigkeiten

Erscheinungsdatum Website: 27.08.2021 19:25:02
Erscheinungsdatum Publikation: 30.08.2021

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BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich nach einem Treffen mit den fünf führenden internationalen Wirtschafts- und Finanzorganisationen besorgt über ein unterschiedliches Erholungstempo von den Einschnitten der Corona-Krise gezeigt. "Wir sehen, dass im Verlaufe der Pandemie die Erholung in zwei Geschwindigkeiten erfolgt", sagte Merkel bei einer Pressekonferenz mit den Spitzen von Internationalem Währungsfonds (IWF), Weltbank, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Welthandelsorganisation (WTO) und Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) in Berlin.

Merkel räumte ein, eine Reihe von Maßnahmen wie ein Schuldenmoratorium und Sonderziehungsrechte des IWF seien in Angriff genommen worden. Jedoch müsse man alles tun, um weltweit zu "einer Geschwindigkeit" zu kommen. Merkel mahnte zudem zu Impfungen für alle. "Solange die Impfstoffe wirken, haben wir den Weg aus der Pandemie", sagte sie. Gebe es aber einmal eine Virusvariante, gegen die sie nicht mehr wirkten, habe man ein großes Problem - darum gelte es, die Verbreitung des Virus so gering wie möglich zu halten. "Deshalb sollten wir mit Hochdruck daran arbeiten, dass die ganze Welt geimpft werden kann, das ist eigentlich das Allerwichtigste", sagte sie.

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa zeigte sich besorgt über die Entwicklung. "In den hoch entwickelten Ländern beschleunigt sich der Aufschwung und das Wachstum", sagte sie. "In den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern verlangsamt sich der Aufschwung, die bleiben noch weiter zurück." Die geschäftsführende Direktorin des IWF betonte, in den hoch entwickelten Ländern erfolge das Wachstum zu höheren Raten als am Jahresanfang vorausgesagt. Das bedeute ein "gefährliches Auseinanderdriften", betonte sie. "Dass die Schwellenländer zurückbleiben, ist eine Gefahr, denn es führt dazu, dass es bei den Lieferketten zu weiteren Disruptionen kommt."

Man müsse deshalb Maßnahmen für einen robusten Wiederaufschwung für alle treffen. Die Industrieländer rief Georgiewa dazu auf, "nicht vorzeitig oder plötzlich" ihre fiskalische Unterstützung wieder zurückzufahren. "Das ist etwas, das man nicht tun sollte." Positiv wertete sie, dass in Erfahrung gebracht worden sei, wie man in der Pandemie weiter funktionieren könne. In Zukunft werde es "wahrscheinlich häufiger Schocks dieser Art" geben, warnte sie und nannte als Gründe den Klimawandel und die Divergenzen in der Welt. Dies sei der Moment, um "dramatisch" gegen den Klimawandel zu kämpfen.

Weltbank-Präsident David Malpass erklärte, er habe in der Sitzung einen "stärkeren Ausgleich" zwischen Gläubigern und Schuldnern eingefordert. "Es muss möglich sein, die Schuldenlast zurückzuführen, die auf vielen, wenn nicht allen Entwicklungsländern lastet." ILO-Generaldirektor Guy Ryder erklärte, die sozioökonomischen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie seien vier Mal größer als nach der Finanzkrise.

DJG/ank/brb/30.08.2021

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