Nachrichten für Außenhandel (NfA)

Teaserbild 'Nachrichten für Außenhandel (NfA)'

"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

Die NfA liefert hochwertige und praxisrelevante Hintergrundinformationen, ausführliche Analysen und Bewertungen -  deutlich umfassender als in der Wirtschaftstagespresse. Im Fokus stehen die deutschen Exportbranchen mit Schwerpunkt auf Investitionsgütern

Frankreich: Deutsche Exporteure werden Pandemiefolgen zu spüren bekommen

Erscheinungsdatum Website: 30.07.2021 14:10:01
Erscheinungsdatum Publikation: 02.08.2021

zurück zur Übersicht

Hilfsmaßnahmen für Unternehmen laufen sukzessive aus

KÖLN (NfA)--Unternehmen, die ihre Waren und Dienstleistungen an Abnehmer in Frankreich vertreiben, müssen mit wieder steigenden Forderungsausfallrisiken rechnen. Darauf weisen die französischen Risikoprüfer des Kreditversicherers Atradius in einer aktuellen Analyse hin. Demnach dürfte das Insolvenzniveau unter Frankreichs Unternehmen Ende 2021 um 8% über dem Wert des Jahres 2019 liegen.

Während der Corona-Maßnahmen waren die Firmenpleiten im Land trotz des deutlichen Einbruchs des Bruttoinlandprodukts deutlich zurückgegangen. Die Gründe hierfür waren die zweitweise Aufhebung der Insolvenzantragspflicht sowie die massive finanzielle Unterstützung, die der Staat den Firmen bereitgestellt hat. Die Hilfspakete laufen nun sukzessive aus. Für das Jahr 2022 erwartet Atradius einen weiteren Anstieg bei den Firmenpleiten in Frankreich.

?Deutschlands Exporteure müssen sich auf langfristig steigende Unsicherheiten bei Geschäften mit ihrem bedeutendsten europäischen Außenhandelspartner einstellen?, sagt Thomas Langen, Senior Regional Director Deutschland, Mittel- und Osteuropa von Atradius. ?Frankreichs Volkswirtschaft war 2020 diejenige in Europa, die nach Österreich den stärksten Insolvenzrückgang verzeichnete. In den kommenden Monaten wird aber auch in Frankreich das tatsächliche wirtschaftliche Ausmaß der Corona-Krise sichtbar werden. Die französischen Unternehmen treten nun in eine Phase ein, in der die Sicherstellung der Liquidität die oberste Priorität hat und sie einen genauen Blick auf ihr Betriebskapital haben sollten.?

Der französische Automobil- und Transportbereich gehört zu den riskantesten Branchen des Landes hinsichtlich Forderungsausfällen. Zahlreiche Zulieferer leiden immer noch unter dem starken Produktionseinbruch im vergangenen Jahr von minus 28%, ihre Liquiditätssituation bleibt trotz Subventionen angespannt. Auch die französische Luft- und Raumfahrtbranche - einer der wichtigsten Abnehmer der deutschen Industrie - bleibt noch ?am Boden?: Zwar steigt die Produktion gegenüber dem Vorjahr um voraussichtlich 13%, 2020 ging die Produktion aber um 30% zurück. Zu einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau wird erst 2024 oder 2025 gerechnet.

Auch von Unternehmen der französischen Baubranche gehen erhebliche Risiken für Forderungsausfälle aus. Bereits vor der Corona-Pandemie litten viele Unternehmen unter Liquiditätsengpässen. Eine Erholung auf breiter Front ist nicht in Sicht. Auch Anfang 2021 ging der Wohnungsbau in Frankreich weiter zurück, nur Renovierungsarbeiten ziehen wieder an. Materialknappheit, volatile Rohstoffpreise und die Verschiebung von Projekten belasten insbesondere die Unternehmen mit engeren Margen.

Erhebliche Unsicherheiten für Lieferanten und Dienstleister bestehen zudem bei Geschäften mit der französischen Textil- und Papierindustrie. Ebenfalls große Risiken gibt es bei Lieferungen an Hotels und Gastronomie, Restaurants, Bars, Reisebüros und -veranstalter.

zurück zur Übersicht