Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

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Deutschland: Osteuropa ist der wichtigste Lieferant

Erscheinungsdatum Website: 06.05.2021 14:25:03
Erscheinungsdatum Publikation: 07.05.2021

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Bei Batterien und Chips sind Autobauer komplett von Asien abhängig / Von Sofia Hempel

BONN (NfA/GTAI)--Die Automobilbranche setzt auf regionale Lieferketten: Rund 88% aller deutschen Kfz-Teileimporte kamen 2019 aus Tschechien, Polen, Ungarn, Österreich und anderen europäischen Ländern, wie unsere Importanalyse auf Grundlage von Eurostat-Daten ergeben hat. Neun der zehn größten Lieferanten sind zudem Länder der Europäischen Union.

Vor allem Polen und Rumänien haben ihre Bedeutung als Beschaffungsmärkte in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Auf der Lieferantenliste deutlich aufgerückt sind ferner die Westbalkanstaaten. Das Vereinigte Königreich hat durch den Brexit als Teilelieferant für die deutsche Kfz-Branche dagegen an Bedeutung eingebüßt.

Nearshoring allein ist allerdings kein Allheilmittel gegen Unterbrechungen in Lieferketten. Obwohl die wichtigsten Lieferanten im Nachbarland sitzen, können Produktionsbänder schon nach wenigen Stunden stehen, wenn die Materialversorgung ausbleibt: "Viele Teile für die Automobilproduktion an deutschen Standorten werden aus Österreich und Tschechien just-in-time oder just-in-sequence direkt ans Montageband geliefert", sagt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). "Wenn es aufgrund der Test- und Anmeldepflichten an den Grenzen zu längeren Staus kommt, ist mit einem Abriss der Lieferkette und kurz danach mit Produktionsstillstand in vielen Pkw-Werken in Deutschland zu rechnen." Die Risiken in den Lieferketten seien zudem vielfältig und nicht allein auf die Pandemie zurückführen, erklärt der VDA in einem Interview mit der GTAI.

Die zweitwichtigste Beschaffungsregion für die deutsche Automobilindustrie ist Asien mit einem Importanteil von 7,3% im Jahr 2019 (2010: 6,3). Die Einfuhren konzentrieren sich weitestgehend auf die drei ostasiatischen Länder China, Japan und Südkorea - sie machen fast 80% der regionalen Importe aus. Die Volksrepublik ist zudem das einzige nicht europäische Land, das mittlerweile unter den Top-10-Lieferanten der deutschen Automobilindustrie zu finden ist. Mit größerem Abstand hinter den drei Staaten folgen Indien und Taiwan.

Tatsächlich ist die Bedeutung der Region für deutsche Autobauer und Systemlieferanten noch größer, denn in unserer Importauswertung wurden Lithium-Ionen-Batterien und Halbleiter nicht erfasst, da die Zolltarifnummern keine eindeutige Zuordnung zur Kfz-Industrie zulassen. Lithium-Batterien aber machen bei E-Autos etwa 40% der Wertschöpfung aus und rund 80% aller Innovationen in der Automobilindustrie beruhen laut Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie mittlerweile auf der Halbleitertechnik.

Mehr als 90% aller Lithiumzellen werden nach Angaben der EU-Kommission in Asien produziert, allen voran in China, das weite Teile der Wertschöpfungskette dominiert - von der chemischen Raffination über die Komponentenproduktion bis zur Fertigung der Akkuzellen.

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