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VCI rechnet 2021 mit Umsatz fast auf Vor-Pandemie-Niveau

Erscheinungsdatum Website: 17.03.2021 16:10:02
Erscheinungsdatum Publikation: 18.03.2021

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FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einer überraschend dynamischen Nachfrageerholung im vierten Quartal 2020 beurteilen die Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland die Aussichten für das laufende Jahr erheblich optimistischer als noch vor wenigen Monaten. Laut der aktuellen Prognose des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) wird für 2021 mit einem Wachstum der Produktion um 3 Prozent gerechnet. Im Dezember lautete die Schätzung auf maximal 1,5 Prozent Plus.

Auch bei den übrigen Parametern haben sich die Erwartungen inzwischen verdoppelt. So dürfte der Umsatz der Branche bei einem Preisanstieg von 2 (zuvor: 1) Prozent in diesem Jahr um 5 (zuvor: 2,5) Prozent zulegen und mit annähernd 200 Milliarden Euro den pandemiebedingten Rückgang egalisieren, wie VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup sagte. Im Dezember hieß es noch, eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau werde wohl erst 2022 geschafft.

Ein Grund dafür, dass die Mitgliedsunternehmen ihre Geschäftsaussichten inzwischen positiv beurteilen, ist nach Darstellung von VCI-Volkswirt Henrik Meincke darin zu sehen, dass es für die Chemiebranche zum Jahresende deutlich besser lief als erwartet. Produktion, Preise und Umsatz legten verglichen mit dem dritten Quartal so deutlich zu, dass der Einbruch vom Frühjahr und Sommer zwar nicht ausgeglichen, aber doch erheblich gemildert werden konnte.

Im Ergebnis war die Produktion 2020 um 0,8 Prozent rückläufig, und der Umsatz bei sinkendem Preisen mit 190 Milliarden Euro um 4,4 Prozent geringer. Für beide Kenngrößen waren im Dezember noch deutlich höhere Einbußen erwartet worden. Damit ist nun weniger aufzuholen, um den Einbruch der Pandemie wettzumachen, als zunächst befürchtet.

VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup verweist aber auch auf die fast abgeschlossene Erholung der Konjunktur in China und die Konsumzusagen, die sich in den USA mit dem großen Konjunkturpaket verbänden. Überdies entwickle sich der Impffortschritt so, dass ab dem dritten Quartal wieder mit einer Normalität im Geschäft zu rechnen sei.

Pandemie belastet zu Jahresbeginn aber erneut

Zunächst werde der anhaltende Lockdown aber auch im neuen Jahr nicht spurlos an Deutschlands drittgrößte Industrie vorbeigehen, warnt der Branchenverband. Fast jedes zweite Unternehmen rechne für das laufende Quartal mit einem Dämpfer. Verwiesen wird etwa auf Produktionsausfälle in der Autobranche, Probleme bei der Verfügbarkeit von Rohstoffen, die aufwendige und zunehmend teure Logistik und die Folgen fehlender Dienstreisemöglichkeiten etwa für die Kundengewinnung.

Zum Jahresende hinterließ der zweite Lockdown in Deutschland und in weiten Teilen Europas anders als befürchtet keine Bremsspuren im Geschäft der Chemiebranche. Im Gegenteil reagierten Industriekunden dank anziehender Nachfrage auch im Dezember mit vermehrten Bestellungen auf leere Läger sowie befürchtete Lieferengpässe und steigende Preise. Die deutsche Chemieproduktion zog deshalb im vierten Quartal um 7,4 Prozent zum Vorquartal und sogar um 4,0 Prozent zum Vorjahresquartal an. Mit 85 Prozent erreichte die Auslastung zum Jahresende das obere Ende des Normalbereichs, so der VCI.

Auch die Erzeugerpreise legten zuletzt leicht um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu, und die Umsätze dank kräftigem Mengenwachstum im In- und Ausland sogar um 8,1 Prozent. Damit blieben die Einnahmen im Schlussquartal nur noch um 0,6 Prozent hinter denen des Vorjahresquartals zurück, das allerdings noch von der vorangegangenen zyklischen Schwächephase gezeichnet war.

Politik darf Zukunftsfragen nicht vernachlässigen

Kritik an der Impf- und Coronapolitik von Bund und Ländern will die Chemiebranche derzeit nicht üben. Mit dem Thema sollte kein Wahlkampf gemacht werden, sagte Große Entrup und empfahl, die Maßnahmen im Nachhinein auf den Prüfstand zu stellen. "Es gab für eine solche Pandemie keine Blaupause."

Der VCI appellierte dafür an die Bundesregierung, in der Pandemie die drängenden Zukunftsfragen nicht aus den Augen zu verlieren. Niedrige Strompreise und ein rascher Ausbau erneuerbarer Energien seien Voraussetzung für die Transformation in eine treibhausgasneutrale Wirtschaftsweise, sagte Hauptgeschäftsführer Große Entrup.

chem

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