Märkte der Welt

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Investoren warten nach Renditesprung auf EZB-Reaktion

Erscheinungsdatum Website: 03.03.2021 13:35:09
Erscheinungsdatum Publikation: 04.03.2021

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Gift für die konjunkturelle Erholung / Von Anna Hirtenstein

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Renditen europäischer Staatsanleihen sind in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Investoren wetten darauf, dass die Europäische Zentralbank mit Anleihekäufen eingreifen wird, um die Finanzierungskosten für Unternehmen und Haushalte niedrig zu halten. Das liegt auch daran, dass der Renditesprung bei deutschen und französischen Anleihen weniger einen guten Wachstumsausblick, sondern mehr den plötzlichen Anstieg der US-Renditen widerspiegelt. Die konjunkturellen Aussichten in Europa sind verglichen mit denen der USA eher trübe.

Die Renditen deutscher und französischer 10-jähriger Anleihen liegen zwar weiterhin im negativen Bereich. Dennoch hat ihr plötzlicher Anstieg die Sorge geweckt, dass die Kreditkosten für Unternehmen steigen könnten, was die wirtschaftliche Erholung weiter behindern würde. Staatsanleiherenditen dienen als Referenz bei der Vergabe von Unternehmenskrediten und auch bei allen anderen Arten von Schulden. In den USA scheinen die höheren Renditen zur wirtschaftlichen Entwicklung zu passen. Offizielle der US-Notenbank haben wiederholt gesagt, dass der Anstieg "gesund" sei, weil er die optimistischeren Erwartungen der Investoren für die Wirtschaft widerspiegele.

Zuletzt haben sich die Anleihemärkte auf beiden Seiten des Atlantiks etwas beruhigt, die Renditen sind nicht weiter gestiegen. Aber sowohl in Deutschland als auch in Frankreich sind sie verglichen mit dem Jahresanfang weiterhin erhöht. Investoren und Analysten sind der Meinung, dass diese Entwicklung wegen der schwächeren Wirtschaftslage genau beobachtet werden muss. Sie zählen darauf, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm erhöht, um die Kreditzinsen zu senken. Diese Erwartung hat bereits Geld zurück in die europäischen Anleihemärkte gespült.

"Ohne die kontinuierliche Unterstützung der Europäischen Zentralbank wären die Finanzierungskosten in der Eurozone bestimmt höher, was die Zentralbank nicht zulassen kann", sagt Althea Spinozzi, ein Fixed-Income-Stratege der Saxo Bank.

Den politischen Entscheidungsträgern ist der Anstieg der Renditen natürlich nicht entgangen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte am 22. Februar, dass ihre Institution dies genau beobachte. Andere EZB-Offizielle versicherten in den vergangenen Tagen, dass die Zentralbank die monetäre Unterstützung erhöhen könnte, um eine Straffung der Finanzierungsbedingungen zu verhindern. Die nächste geldpolitische Sitzung des EZB-Rats findet am 11. März statt.

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