Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EZB-Rat einmütig für weitere geldpolitische Maßnahmen

Erscheinungsdatum Website: 15.01.2021 17:15:25
Erscheinungsdatum Publikation: 18.01.2021

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich bei seinen Beratungen am 10. Dezember 2020 einmütig für zusätzliche geldpolitische Maßnahmen ausgesprochen und besorgt über den Euro-Wechselkurs geäußert. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Beratungen hervorgeht, gab es aber durchaus Meinungsverschiedenheiten, und bei den Konditionen der TLTRO3-Langfristtender konnte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane nicht alle seien Wünsche durchsetzen.

"Alle Mitglieder waren der Meinung, dass wegen der Auswirkungen der wieder aufgeflammten Pandemie, der Abwärtsrevision des Inflationspfads und des damit zusammenhängenden Risikos einer Entankerung der Inflationserwartungen zusätzliche geldpolitische Maßnahmen nötig sind, um für günstige Finanzierungsbedingungen während der Pandemie zu sorgen", heißt es im Protokoll.

Der EZB-Rat hatte an diesem Tag ein ganzes Bündel von Maßnahmen beschlossen, die teilweise die Markterwartungen übertrafen, teilweise aber etwas enttäuschten. So wurde das Pandemiekaufprogramm PEPP stärker als erwartet, um neun Monate, verlängert und um 500 Milliarden Euro aufgestockt. Dagegen waren die Konditionen der neuen TLTRO3-Langfristtender etwas ungünstiger als von manchem erhofft aus.

Das lag auch daran, dass Chefvolkswirt Lane nicht mit seinem Vorschlag durchdrang, die maximal mögliche TLTRO3-Zuteilung auf 60 (bisher: 50) Prozent des anrechenbaren Kreditbestandes anzuheben. Einige Ratsmitglieder warnten demnach davor, dass Banken zu sehr vom Eurosystem abhängig werden und die Kredite zum Kauf von Staatsanleihen verwenden könnten.

Relativ scharf fiel im Dezember die verbale Intervention gegen die Stärke des Euro aus. Laut Protokoll wiesen Ratsmitglieder darauf hin, dass sich der nominale effektive Wechselkurs auf einem Allzeithoch befinde, und dass die jüngste Aufwertung zum schwachen Inflationsausblick beitragen könnte.

Einige Ratsmitglieder plädierten dafür, das PEPP um weniger als 500 Milliarden Euro aufzustocken, weil das bereits beschlossene Volumen noch genug Spielraum für höhere Käufe biete. Andere argumentierten dagegen, dass das die beschlossene Erhöhung zu schwach sei, um die Finanzierungsbedingungen weiter zu lockern.

DJG/hab/jhe/18.01.2021

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