Märkte der Welt

Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.

US-Konzerne setzen politische Spenden aus

Erscheinungsdatum Website: 13.01.2021 14:25:05
Erscheinungsdatum Publikation: 14.01.2021

zurück zur Übersicht

Zurückhaltung dürfte nur vorübergehend sein

WASHINGTON (AFP)--Nach der gewaltsamen Erstürmung des US-Kapitols durch Anhänger von Donald Trump haben mehrere Wirtschaftsgrößen in den USA dem scheidenden Präsidenten den Rücken zugekehrt. Zahlreiche Unternehmer verurteilten die Gewalt bei den Vorfällen im Kongress vergangene Woche scharf. Der einflussreiche Gewerkschafts-Dachverband AFL-CIO, der milliardenschwere Investor Nelson Peltz und die Chefs der Eiscrememarke Ben & Jerry's forderten gar Trumps sofortige Absetzung.

Einige Unternehmen beließen es nicht allein bei Kritik. Twitter sperrte endgültig Trumps Konto und beraubte ihn damit seines beliebtesten Kommunikationskanals. Die Onlinehandelsplattform Shopify schloss Seiten mit Trump-Artikeln und der Online-Bezahldienst Stripe bearbeitete keine Zahlungen mehr für die Wahlkampf-Website des Präsidenten.

Einige Konzerne drehten auch Trumps Verbündeten in der Republikanischen Partei den Geldhahn zu. Die Hotelkette Marriott, der Krankenversicherer Blue Cross Blue Shield und der Finanzkonzern American Express strichen alle Spenden an republikanische Abgeordnete, die in der Kongresssitzung vergangene Woche gegen die Bestätigung von Joe Bidens Wahlsieg gestimmt hatten. Eine solche Haltung stimme nicht mit den Werten seines Unternehmens überein, erklärte American-Express-Chef Stephen Squeri in einer Botschaft an seine Mitarbeiter.

Große Unternehmen wie JPMorgan Chase, Microsoft, Facebook und der Suchmaschinenriese Google kündigten an, ihre Spenden über die sogenannten Political Action Committees (PAC) sowohl für die Republikaner als auch für die Demokraten auszusetzen. Die PAC sammeln - häufig gesteuert von leitenden Managern - Spenden der Mitarbeiter ein und leiten diese zentral weiter.

Wie lange die plötzliche Distanz zwischen Wirtschaft und Politik anhalten wird, ist jedoch unklar - insbesondere da Joe Biden viele wirtschaftsfreundliche Entscheidungen Trumps rückgängig machen will, sobald er im Amt ist.

"Das ist ein echter Moment der Wahrheit. Ändern sie ihr Verhalten? Oder werden sie nach einer Weile wieder rückfällig?" sagt Bruce Freed, Vorsitzender des Center for Political Accountability, mit Blick auf die Unternehmen.

Daniel Newman, Vorsitzender von MapLight, hält die Aussetzung politischer Spenden an Abgeordnete, die gegen die Bestätigung von Bidens Wahlsieg gestimmt haben, für gerechtfertigt. Seine Organisation untersucht die Finanzierung von Parteien und Politikern in den USA.

Der Schritt der Unternehmen könnte laut Newman die klare Botschaft senden, dass der Bruch mit demokratischen Normen und die Verbreitung von Falschinformationen von der Wirtschaft nicht toleriert werden. Um die angeschlagene US-Demokratie zu heilen, seien jedoch eine Reform der Parteienfinanzierung und mehr Regierungstransparenz nötig.

zurück zur Übersicht