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Sonderbeauftrage fordern von Deutscher Bank Rückzug aus Russland - Kreise

Erscheinungsdatum Website: 30.11.2020 14:30:02
Erscheinungsdatum Publikation: 01.12.2020

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FRANKFURT/LONDON (Dow Jones)--Trotz früherer Verfehlungen und massiver Strafzahlungen will das Management der Deutschen Bank (DB) in Russland expandieren. Von der US-Aufsichtsbehörde DFS abgestellte Sonderbeauftragte, die die Vorkehrungen der Bank gegen Geldwäsche überwachen, empfehlen jedoch, das Geschäft in Russland zu schließen, wie eine informierte Person sagte. Demnach informierten die beiden Beauftragten Lee Wolosky und Dawn Smalls von der Anwaltskanzlei Jenner & Block LLP die Bank, dass die Bemühungen zur Verbesserung der Kontrollen ihrer Ansicht nach nicht ausreichten, um die mit Geschäften mit russischen Klienten verbundenen großen Risiken auszugleichen.

Ein DB-Sprecher wollte die Kommunikation mit den Geldwäsche-Beauftragten nicht kommentieren und erklärte lediglich, die Bank führe eine Risikoanalyse für mehrere Länder durch, inklusive Russland. Während die Bank permanent ihre Vorkehrungen gegen Finanzkriminalität verbessere, müssten der Risikoappetit und die Wirksamkeit der Kontrollen im Einklang stehen, sagte er.

Die Aufsicht DFS und die Kanzlei Jenner & Block LLP reagierten nicht auf Anfragen.

Die Sonderbeauftragten können Änderungen bei der Deutschen Bank nicht direkt anweisen. Sie sprechen Empfehlungen aus, die auch der DFS zugehen, die Strafen und kostspielige Entschädigungen androhen kann. Die Sonderbeauftragten schauen der DB seit der Beilegung eines Rechtsstreits im Jahr 2017 im Zusammenhang mit sogenannten "Mirror Trades" auf die Finger, mit denen 10 Milliarden Dollar unter Missachtung von Geldwäschevorschriften aus dem Land geschafft worden sein sollen.

Die Forderung der Sonderbeauftragten, aus Russland auszusteigen, stellt ein Dilemma für die Bank und ihren CEO Christian Sewing dar. Er hat versprochen, die gebeutelte Reputation der Bank bei den Behörden wiederherzustellen. Gleichzeitig steht er unter Druck, die Bank trotz negativer Zinsen und der pandemiebedingten Verwerfungen wieder profitabel zu machen. Daher schaut er sich nach Märkten um, in denen die DB wachsen kann. Die meisten global tätigen Investmentbanken haben ihre Präsenz in Russland reduziert, nachdem die USA für Moskaus Invasion der Ostukraine und Annexion der Krim 2014 Sanktionen verhängt hatten. Die Deutsche Bank hat ihr Geschäft in Russland seit 2015 reduziert, aber nicht geschlossen. Sie bediente fortan einige russische Kunden aus anderen Standorten wie London, Zürich und Frankfurt heraus.

Die Sonderbeauftragten forderten die Bank auf, sich aus dem Geschäft komplett zurückzuziehen, was auch die Dienstleistungen für Russen außerhalb des Landes umfasst. Es nicht zu schließen, stelle eine Bedrohung für die Bank dar und stellte infrage, ob sie aus ihren früheren Fehlern gelernt hat.

Das DB-Management diskutiert immer wieder eine Expansion des Russland-Geschäfts. Die Sonderbeauftragten haben dem Informanten zufolge davon im Mai erfahren. Die Bank habe mit dem Russland-Geschäft und der Erbringung von Dienstleistungen für Russen außerhalb des Landes gerungen. Einem Informanten zufolge sollte eine Arbeitsgruppe der Bank einen Expansionsplan für Russland erarbeiten, der dem Vorstand noch dieses Jahr präsentiert werden sollte. Dabei gehe es um eine Ausweitung von Produktangeboten im Investmentbanking, inklusive des Devisengeschäfts.

Das Mandat der DFS-Aufpasser wurde im Juli ausgeweitet, als die Deutsche Bank eine weitere Strafe von 150 Millionen Dollar im Zusammenhang mit Compliance-Vergehen zahlte.Das Russland-Geschäft der Deutschen Bank ist relativ klein. Laut Geschäftsbericht erzielte die Bank in Russland Erträge von weniger als 70 Millionen Dollar, konzernweit waren es 27 Milliarden. Darin sind aber nicht alle Erträge eingeschlossen, die die Bank mit russischen Kunden außerhalb des Landes macht. Die Russland-Diskussionen haben zu Streit zwischen den Managern der Bank in den USA und in Frankfurt geführt. Hochrangige US-Manager haben sich laut mit dem Russland-Geschäft vertrauten Personen bei ihren deutschen Kollegen darüber beschwert, von in Deutschland gefällten Entscheidungen, die sich direkt auf das Verhältnis zu den US-Behörden auswirken, ausgeschlossen zu werden.

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