Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

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Großbritannien: Es drohen knapp 14 Mrd Euro Exportverluste

Erscheinungsdatum Website: 27.10.2020 14:50:03
Erscheinungsdatum Publikation: 28.10.2020

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Deutschland würde durch harten Ausstieg am meisten darunter leiden in der EU

LONDON (NfA)--Der Brexit ist längst eine unendliche Geschichte. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausscheidens der Briten aus der Europäischen Union ohne Handelsabkommen liegt nach Einschätzungen des Kreditversicherers Euler Hermes bei inzwischen 45% - auch wenn die Experten in ihrer aktuellen Studie als wahrscheinlichstes Szenario weiterhin von einer Einigung in letzter Sekunde ausgehen.

?Ein harter Ausstieg zusätzlich zur Corona-Pandemie und der sowieso schon schwierigen wirtschaftlichen Lage würde vor allem Großbritannien selbst sehr hart treffen?, sagt Ana Boata, Leiterin Makroökonomie bei der Euler Hermes Gruppe. ?Für die Briten stehen bis zu 15% der Exporte in die EU und damit 13,7 Mrd Euro auf dem Spiel. Zudem stünde bei einem harten Brexit 2021 ein weiterer Einbruch der britischen Wirtschaft ins Haus.?

Die Euler Hermes Volkswirte gehen bei einem harten Ausstieg für 2021 von einer erneuten Rezession von minus 5% beim Bruttoinlandsprodukt aus sowie von einer Inflation oberhalb von 5%, vor allem bedingt durch die mit 15% stark steigenden Preise von Importen sowie die starke Abwertung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro (10%). Auch die Pleiten dürften in Großbritannien drastisch steigen.

?Wir sehen mit 4% schon 2020 einen Anstieg bei den Pleiten in Großbritannien, dessen Wirtschaft durch die Pandemie schon sehr gebeutelt ist?, sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. ?Mit einem harten Ausstieg käme es 2021 allerdings zu einem regelrechten Tsunami bei den Insel-Insolvenzen: Ein Zuwachs von voraussichtlich 53% wäre die traurige Folge im kommenden Jahr.?

Auch bei einem Handelsabkommen würden die Insolvenzen 2021 mit 31% deutlich steigen, aber zumindest würde sich das BIP mit einem Wachstum um 2,5% etwas erholen.

Steigende Preise für importierte Waren bei einem Ausstieg ohne Abkommen träfen allerdings auch zahlreiche EU-Länder hart, allen voran Deutschland.

?In der EU stehen insgesamt Exporte in Höhe von rund 33 Mrd Euro auf dem Spiel, davon drohen mit 8,2 Mrd die größten Einbußen in Deutschland?, sagt Van het Hof. ?Das entspricht 11,2% der Ausfuhren ins Vereinte Königreich und 0,6% der gesamten deutschen Ausfuhren. Auch die Niederlande (4,8 Mrd Euro) und Frankreich (3,6 Mrd) müssten deutliche Einbußen bei ihren Exporten auf die Insel hinnehmen.?

Deutlich mehr Geld müssten die Briten künftig unter anderem für Schuhe, Hüte oder die auf der Insel praktisch unverzichtbaren Regenschirme auf den Tisch legen. Um rund 20% dürften die Preise für diese Waren anziehen, ebenso wie für Textilwaren, Dekorationsprodukte wie Federn oder künstliche Blumen sowie für Tiere und Tierprodukte. Auch für Speisen und Getränke, Alkohol, Tabak oder Essig müssen Konsumenten im Vereinten Königreich deutlich tiefer in die Tasche greifen.

In Deutschland wären bei einem harten Brexit vor allem Exporte in den Bereichen Transportmittel und -ausrüstungen (2,9 Mrd Euro), Maschinenbau (1,4 Mrd), Chemie (752 Mio), Kunststoffe und Gummi (603 Mio) sowie Metalle (540 Mio) gefährdet.

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