Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Nordamerika: USMCA erschwert das Geschäft für deutsche Autobauer

Erscheinungsdatum Website: 23.10.2020 14:15:04
Erscheinungsdatum Publikation: 26.10.2020

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Noch viele Unsicherheiten vorhanden / Von Heiko Steinacher

WASHINGTON (NfA/GTAI)--Das am 1. Juli in Kraft getretene NAFTA-Nachfolgeabkommen USMCA (United States-Mexico-Canada-Agreement) bringt für viele Unternehmen Planungsunsicherheit mit sich: Einerseits haben sich die drei Vertragsländer nach zähen Verhandlungen im Sommer endlich auf ein neues Abkommen geeinigt, was den Firmen eine gewisse Rechtssicherheit gibt. Andererseits ist es nur auf 16 Jahre angelegt. Gerade für Autobauer und Zulieferer, die Investitionsentscheidungen zum Teil sehr langfristig treffen, ist das nicht lange.Zudem wirken sich die neuen, deutlich strengeren Ursprungsregeln auf die Automobilindustrie besonders stark aus. Die vorgesehen regelmäßigen Überprüfungen des USMCA könnten darüber hinaus schon vor Ablauf der Laufzeit zu Veränderungen führen.

Nun müssen alle Beteiligten das neue Abkommen umsetzen. Eine große Herausforderung wird dabei unter anderem die Durchsetzung der neuen arbeitsrechtlichen Bestimmungen. Ferner könnte es zu Parallelaktionen kommen, die den Geist des USMCA konterkarieren könnten, wie die jüngsten, inzwischen wieder aufgehobenen, US-Sonderzölle auf Aluminiumimporte aus Kanada gezeigt haben. Das wirft zum Beispiel die Frage auf, ob und wie die USA reagieren würden, wenn Autobauer - anstatt die neuen Ursprungsregeln zu erfüllen - Pkw lieber zum Zollsatz von 2,5% von Mexiko in die USA exportieren wollen.

Ob das USMCA, wie von US-Präsident Donald Trump gewollt, wirklich dazu führt, dass sich mehr Kfz- und Teilehersteller in den USA ansiedeln und dort neue Jobs schaffen, lässt sich aus heutiger Sicht noch nicht beantworten. Und die Frage nach den Auswirkungen des USMCA, gerade aus Sicht der deutschen Kfz-Industrie, nicht isoliert betrachten.

Denn zum einen haben die Lieferkettenunterbrechungen im Zuge der Coronakrise erhebliche Folgen für den Kfz-Bereich: Sie sind zurzeit die Hauptursache dafür, dass einige Branchenunternehmen die Produktion von Teilen für den nordamerikanischen Markt stärker nach Mexiko und in die USA verlagern wollen.

Außerdem würden die schon so oft von Donald Trump angedrohten Sonderzölle auf Autoimporte aus Europa Investitionen deutscher Kfz-Bauer in Nordamerika stark beeinflussen. Denn der normale US-Einfuhrzoll für Pkw beträgt nur 2,5%. Demgegenüber stehen hohe Anpassungskosten, um die erschwerten Kfz-Ursprungsregeln des USMCA erfüllen zu können. Unter Einbeziehung von 25% Sonderzoll ergäbe sich freilich ein ganz anderes Bild.

Schließlich spielt auch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl eine wichtige Rolle: Zwar liegen Donald Trump und Joe Biden in ihren Einschätzungen über das USMCA gar nicht weit auseinander, doch dürften sich unter Biden - insbesondere wenn die Demokraten die Senatsmehrheit hätten - für die Branche stabilere Zukunftsaussichten ergeben. Denn Bidens Vorschläge konzentrieren sich unter anderem auf Elektrofahrzeuge: So will er mitunter bis 2030 eine halbe Million neue öffentliche Ladestationen errichten.

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