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Neue dynamische Märkte, vor allem in den Boomregionen Asiens und Osteuropas, gewinnen für den deutschen Automobil- und Maschinenbau zunehmend an Bedeutung. 

Continental will Kosten für Konzernumbau dieses Jahr verbuchen

Erscheinungsdatum Website: 30.09.2020 16:30:02
Erscheinungsdatum Publikation: 01.10.2020

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HANNOVER (Dow Jones)--Continental will die Kosten für den umfangreichen Konzernumbau möglichst komplett noch dieses Jahr verbuchen. Nachdem vergangenes Jahr Aufwendungen von etwa 665 Millionen Euro in die Bücher genommen worden seien, soll der noch offene Differenzbetrag voraussichtlich komplett 2020 verbucht werden, sagte Conti-CEO Elmar Degenhart in einer Telefonkonferenz. "Ob uns das zu 100 Prozent gelingt, werden wir erst Ende 2020 wissen."

Der Aufsichtsrat von Continental hat die geplanten Werkschließungen in Aachen und Karben trotz massiver Kritik der Arbeitnehmerseite bestätigt. Zudem soll der Standort Regensburg umgebaut und das Gemeinschaftsunternehmen mit Osram aufgelöst werden, kündigte der DAX-Konzern an. Insgesamt seien von den Maßnahmen etwa 30.000 Mitarbeiter betroffen, davon etwa 13.000 in Deutschland.

"Mit den heute im Aufsichtsrat gefassten Beschlüssen sind die wesentlichen Weichen für die notwendige Transformation von Continental gestellt", erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Reitzle.

Die Produktion im Reifenwerk in Aachen soll bis Ende 2021 eingestellt werden. Grund sei die seit mehreren Jahren rückläufige Auslastungssituation in allen europäischen Reifenwerken. Die Produktion von Autoelektronik in Karben soll bis Ende 2023 eingestellt, bis Ende 2024 soll der Standort geschlossen werden. Hintergrund seien die Auswirkungen der Digitalisierung der Fahrzeugtechnik sowie die Absatzkrise von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen sowie die Aussicht auf einen sich nur langsam erholenden Markt. Den Standort Regensburg will Conti umbauen.

"In den vergangenen 70 Jahren war keine Krise in unseren Industrien größer und schärfer als die jetzige", sagte Conti-CEO Elmar Degenhart laut Mitteilung. Insgesamt würden rund 30.000 Arbeitsplätze weltweit von den nun beschlossenen Maßnahmen betroffen sein. "Das heißt nicht automatisch 30.000 Kündigungen", so der Manager. Entlassungen seien das allerletzte Mittel. "Wir werden daher jetzt gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen suchen, die von den Veränderungen betroffenen Mitarbeiter zu unterstützen und Beschäftigungsperspektiven zu fördern", so Degenhart.

Details zur Unternehmensstrategie und zu Wachstumschancen will Continental im Rahmen von Kapitalmarkttagen im Dezember 2020 vorlegen.

Gewerkschaft kritisiert Werksschließungen

Die Arbeitnehmervertreter von Continental kritisieren die vom Aufsichtsrat beschlossene Schließung scharf. "Continental hat die gesamte Mannschaft vor den Kopf gestoßen, die eigene Unternehmenskultur beschädigt und die betriebliche Mitbestimmung mit Füßen getreten", sagte der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie, Michael Vassiliadis, laut Mitteilung. Das "Kahlschlag-Konzept" sei ein Fanal für den Umgang deutscher Industrie-Ikonen mit den Herausforderungen der Transformation.

Vassiliadis kündigte schwierige Verhandlungen mit dem Unternehmen an. "Unser Ziel ist und bleibt der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen", erklärte Francesco Grioli, Mitglied im geschäftsführenden Hauptvorstand der IG BCE und im Continental-Aufsichtsrat.

Das Beispiel Conti zeige, dass die gut 50 Jahre alten Regelungen bei Mitbestimmung und Betriebsverfassung nicht mehr ausreichten, um die bevorstehende Transformation unter der Bedingung "fehlender sozialer Verantwortung einiger Manager" erfolgreich und sozialverträglich zu gestalten, ergänzte Vassiliadis. Es sei an der Zeit, den "Instrumentenkasten der sozialen Marktwirtschat in der Betriebsverfassung und im Mitbestimmungsgesetz für die Zukunftsaufstellung Deutschlands und Europas neu zu bestücken." Er regte an, die Mechanismen der Montan-Mitbestimmung, wo im Aufsichtsrat in Konfliktfällen ein neutrales Mitglied zwischen Kapital- und Arbeitnehmerseite vermittele, auf die gesamte Mitbestimmung auszuweiten.

ma

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