Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

Die NfA liefert hochwertige und praxisrelevante Hintergrundinformationen, ausführliche Analysen und Bewertungen -  deutlich umfassender als in der Wirtschaftstagespresse. Im Fokus stehen die deutschen Exportbranchen mit Schwerpunkt auf Investitionsgütern

Deutschland: Erholung beschleunigt sich, verläuft aber uneinheitlich

Erscheinungsdatum Website: 30.09.2020 15:25:03
Erscheinungsdatum Publikation: 01.10.2020

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Außenhandelsverluste können nächstes Jahr nicht aufgeholt werden

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung hat seine Prognosen für die Entwicklung des deutschen Wirtschaftswachstums in diesem und im nächsten Jahr angehoben. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpft demnach in diesem Jahr um 5,2 anstatt um 6,2%, wie es die Düsseldorfer Ökonomen noch im Juni prognostiziert hatten. Für 2021 rechnen sie nun mit einem Wirtschaftswachstum von 4,9% und damit 1,1 Punkten mehr als erwartet. Die Erholung beschleunige sich, verlaufe aber uneinheitlich.

Die deutsche Wirtschaft werde noch bis Ende 2021 brauchen, um wieder ihr Vorkrisenniveau zu erreichen. "Damit verläuft die Erholung hierzulande aber gleichzeitig etwas dynamischer als in anderen großen Euro-Ländern und den USA - und etwas schneller als noch vor kurzem erwartet", erklärte das IMK. Allerdings rechnen die Ökonomen nach einem starken dritten Quartal 2020 mit einer Abschwächung des Aufholprozesses.

Auch die Folgen auf dem Arbeitsmarkt sollen nach der neuen Prognose etwas weniger gravierend ausfallen als im Sommer angenommen: Die Zahl der Arbeitslosen steigt im Jahresdurchschnitt demnach um rund 450.000 Personen, sodass im Jahresmittel rund 2,71 Mio Menschen ohne Job sein werden. 2021 dürfte die Arbeitslosenzahl wieder geringfügig um gut 20.000 Personen sinken. Die Arbeitslosenquote beträgt nach den Berechnungen in beiden Jahren 5,9%. Im Jahresmittel 2020 rechnet das IMK mit gut 3,35 Mio Kurzarbeitern, 2021 mit knapp 680.000 im Jahresmittel.

Allerdings erfasse die Erholung längst nicht alle Branchen und Wirtschaftsbereiche gleichermaßen: Die Ausrüstungsinvestitionen bleiben laut IMK auf absehbare Zeit die Schwachstelle der wirtschaftlichen Entwicklung und sollen auch Ende 2021 noch gut 10% niedriger liegen als zwei Jahre zuvor. Sie sinken nach der Prognose 2020 im Jahresdurchschnitt um 18,5% und nehmen dann 2021 lediglich um 6,6% zu. Die realen privaten Konsumausgaben brechen laut IMK in diesem Jahr um 5,4% ein und nehmen 2021 um 5% zu.

Die weltwirtschaftliche Krise trifft die deutschen Ausfuhren nach der Prognose in diesem Jahr schwer. Das IMK rechnet mit einem Rückgang der Exporte um 11,1%. Die Importe brechen ebenfalls ein und nehmen um 8,2% ab. Im kommenden Jahr erhole sich der Außenhandel dann, die Verluste könnten aber zunächst nicht aufgeholt werden: Die Exporte nehmen nach der Prognose im Jahresmittel 2021 um 9,9 und die Importe um 7,9% zu.

Die geringe Nachfrage im In- und Ausland belaste die auf Investitionsgüter spezialisierten Branchen der deutschen Industrie stark. "Die Bundesregierung sollte vorbereitet sein, bei Bedarf mit zusätzlichen Investitionen rasch gegenzusteuern", empfahlen die Ökonomen. Finanzieller Spielraum sei nach der Prognose weiterhin vorhanden: Die Schuldenstandsquote des Staates werde 2020 unter 70% des BIP bleiben und schon 2021 wieder leicht sinken.

Allerdings sah das IMK erhebliche Risiken, die das wahrscheinlichste Szenario einer kontinuierlichen Erholung in Frage stellen könnten. Dazu zählten sie neben einer erneuten großflächigen Infektionswelle den Kurs der USA nach den Präsidentschaftswahlen, einen ungeordneten Brexit sowie die Frage, ob die exportabhängigen Bereiche der deutschen Industrie und vor allem die Automobilindustrie aus der zum Teil schon vor der Pandemie begonnenen Rezession herausfänden.

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