Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

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Welt: Beste Kunden der Ölindustrie leiden am stärksten

Erscheinungsdatum Website: 18.09.2020 14:40:03
Erscheinungsdatum Publikation: 21.09.2020

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Schwellenländer schwächeln / Von Jinjoo Lee

SINGAPUR (Dow Jones)--Die erdölproduzierenden Länder haben bislang eine bemerkenswerte Disziplin an den Tag gelegt, um sicherzustellen, dass das weltweite Angebot einigermaßen kalkulierbar bleibt. Die Nachfrage hingegen lässt sich sehr viel schwerer fassen.

Nachdem die Internationale Energieagentur (IEA) und die Organisation der Erdöl exportierenden Länder zunächst eine weltweite Erholung vorausgesagt hatten, senkten sie ihre Ausblicke im August und ruderten in den in der letzten Woche veröffentlichten Berichten noch weiter zurück. Die jüngste Prognose der Opec ist die niedrigste, die es in diesem Jahr gab: Die Organisation erwartet eine um 9,5 Mio bpd geringere Nachfrage als im Vorjahr.

Es geht nicht nur um die Richtung, die die Nachfrage nimmt. Es geht auch darum, woher die Schwäche rührt: Schwellenländer - diejenigen, die nicht Teil der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind - waren für die jüngsten Abwärtskorrekturen verantwortlich.

Dieser Umstand gilt als schlechtes Omen, da die Schwellenländer für das Wachstum der Ölnachfrage von entscheidender Bedeutung sind. Seit 2012 stellen sie den größten Anteil der Nachfrage und erreichten laut IEA 53% im Jahr 2018. Hinzu kommt, dass der Ölverbrauch von Nicht-OECD-Ländern nach Angaben der US-amerikanischen Energy Information Administration und von Oxford Economics nach wie vor stark mit der Entwicklung ihres Bruttoinlandsprodukt zusammenhängt. Verglichen mit den OECD-Ländern fußen deren Volkswirtschaften auf einer höheren Gewichtung des verarbeitenden Gewerbes.

Es wird viel mehr brauchen, als die wiederkehrende Lust am Reisen, um die Ölnachfrage zu beleben. Aber ausgerechnet die Schwellenländer haben kaum etwas in ihrem fiskalischen Werkzeugkasten, um entscheidende Impulse zu setzen. Tatsächlich geht die Weltbank davon aus, dass viele Volkswirtschaften dieser Länder auch in fünf Jahren weit unter ihrem Potenzial operieren werden.

Ein Beispiel ist Indien. Das Land ist der weltweit drittgrößte Ölkonsument und erster Kandidat, wenn es darum geht, Chinas Wachstum der Nachfrage in den kommenden Jahren zu übertreffen. Im zweiten Quartal verzeichnete Indiens Wirtschaft laut Opec mit minus 24% gegenüber dem Vorjahr den stärksten Rückgang seit Jahrzehnten. Das Land hatte einen strikten Lockdown verhängt. Das verarbeitende Gewerbe litt mit einem Minus von 39% sogar noch schlimmer. Es war der heftigste bislang dokumentierte Absturz.

Die Entwicklung der Nachfrage ist bei kälter werdender Witterung noch schwieriger vorherzusagen. Die Prognose gleicht einem Blick in die Glaskugel. Vorauszusehen, wo das Coronavirus als nächstes wieder aufflammen könnte, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Australien, Neuseeland und Südkorea sind Beispiele für Länder, die die Situation im Juni offenbar bereits im Griff hatten, seitdem jedoch neue Ausbrüche verzeichneten.

Die weltweite Ölnachfrage wurde in diesem Jahr schon stark beschädigt. Die anhaltende Schwäche der Schwellenländer könnte die Erwartungen auf Jahre hinaus noch weiter dämpfen.

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