Maschinen & Fahrzeuge

"Maschinen & Fahrzeuge" - Schon am Vorabend wissen Sie, was am nächsten Morgen die Branche bewegt 

Neue dynamische Märkte, vor allem in den Boomregionen Asiens und Osteuropas, gewinnen für den deutschen Automobil- und Maschinenbau zunehmend an Bedeutung. 

Deutscher Automarkt bricht im Juni erneut ein

Erscheinungsdatum Website: 03.07.2020 21:45:02
Erscheinungsdatum Publikation: 06.07.2020

zurück zur Übersicht

FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Automarkt hat im Juni einen weiteren Einbruch infolge der Corona-Pandemie verzeichnet, allerdings hat sich die Abwärtsdynamik erneut etwas verlangsamt. Die Pkw-Neuzulassungen sackten um 32 Prozent auf 220.300 Fahrzeuge ab. Der Juni 2020 hatte aber zwei Arbeitstage mehr als der Vorjahresmonat - ohne diese zusätzlichen Tage läge das Minus bei rund 40 Prozent. Im Mai waren die Verkäufe um 49,5 Prozent eingebrochen.

Mit 1,21 Millionen Neuzulassungen befindet sich der Markt nach sechs Monaten auf dem niedrigsten Niveau seit der Wiedervereinigung, so der Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK). "Die Corona-Pandemie hat auf dem deutschen Pkw-Markt zu einem historisch einmaligen Einbruch geführt", sagte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel. "Der Rückgang der Neuzulassungen ist weitaus gravierender als zu Zeiten der Finanzkrise."

Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus waren Werke der Autohersteller wochenlang geschlossen, ebenso hatten Autohändler ihre Türen geschlossen. Somit gingen sowohl die Produktion als auch die Verkäufe bereits gefertigter Pkw teils massiv zurück.

Produktion auf niedrigstem Niveau seit 45 Jahren

Der rasante Abschwung zeigt sich vor allem in der Produktion: Die Pkw-Fertigung in Deutschland sank im ersten Halbjahr auf das niedrigste Niveau seit 45 Jahren. Von Januar bis Juni wurden an den deutschen Standorten knapp 1,5 Millionen Fahrzeuge hergestellt, das sind 40 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr 2020 erwartet VDA-Präsidentin Hildegard Müller eine Pkw-Inlandsproduktion von 3,5 Millionen Einheiten, das wäre ein Rückgang von immer noch 25 Prozent.

Für das Gesamtjahr erwartet der VDA einen Rückgang des Pkw-Weltmarkts um 17 Prozent auf 65,9 Millionen verkaufte Einheiten. Besonders stark werde der Rückgang in Europa mit 24 Prozent sein, für Deutschland werde ein Rückgang um 23 Prozent vorhergesagt. Eine schnelle Erholung erwartet der Verband trotz des Anreizprogramms für Elektrowagen nicht.

Weg aus Krise lang und steinig

Der Weg aus der Krise werde "lang und steinig", sagte VDA-Präsidentin Müller während der Halbjahrespressekonferenz des Verbandes. Schrittweise dürften sich die Märkte beleben, wobei man die weitere Entwicklung genau beobachten müsse. Ebenso müssten die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt im Blick behalten werden. Denn bisher habe sich die spürbar geringere Auslastung der Werke bisher noch nicht so stark ausgewirkt.

Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Automobilindustrie habe Ende April mit 814.000 Mitarbeitern etwa 3 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor gelegen. Dabei sei allerdings zu berücksichtigen, dass aktuell etwa jeder zweite Beschäftigte der Industrie in Kurzarbeit sei. "Die massiv geringere Produktion hat nicht nur für Hersteller, sondern besonders für viele mittelständische Zulieferer schwerwiegende Konsequenzen", warnte Müller. "Wir müssen davon ausgehen, dass die Beschäftigtenzahl bis zum Jahresende 2020 weiter zurückgeht."

VDIK: Schwächstes Jahr seit 30 Jahren

Dem deutschen Automarkt droht 2020 das schwächste Autojahr seit 30 Jahren. "Wir erleben einen massiven Einbruch, der deutlich größer ist als in der Finanzkrise", sagte Reinhard Zirpel, Präsident des Verbands der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), Tagesspiegel Background. "Wir erwarten, dass 2020 in Deutschland 2,8 Millionen Neuwagen zugelassen werden - ein Minus von über 20 Prozent zum Vorjahr." Zuletzt wurden 1989 in Deutschland gut 2,8 Millionen neue Autos angemeldet.

"Kumuliert liegt das Minus bis Ende Juni bei 35 Prozent. Die Erholung im zweiten Halbjahr muss also sehr kräftig ausfallen, wenn es am Ende minus 20 Prozent sein sollen", sagte der VDIK-Präsident.

Deutlich wird die Schwäche an den erwarteten Absatzzahlen für Juni, die am heutigen Freitag veröffentlicht werden. "Im Juni wurden - wenn man zwei zusätzliche Arbeitstage abzieht - rund 40 Prozent weniger Pkw zugelassen als im Vorjahresmonat", so Zirpel. Absolut wurden demnach im Juni 220.000 Neuwagen registriert.

Gewachsen ist allerdings die Nachfrage nach Elektroautos. Der VDIK rechnet für das erste Halbjahr mit mehr als 90.000 neu zugelassenen Elektrofahrzeugen, ein Zuwachs von zirka 90 Prozent. Darunter seien mehr als 43.000 Pkw mit batterieelektrischem Antrieb (plus 40 Prozent) und gut 47.000 Plug-In-Hybride (plus 190 Prozent).

ma

zurück zur Übersicht