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Neue dynamische Märkte, vor allem in den Boomregionen Asiens und Osteuropas, gewinnen für den deutschen Automobil- und Maschinenbau zunehmend an Bedeutung. 

Volkswagen-Chef will Sparkurs verschärfen

Erscheinungsdatum Website: 08.06.2020 15:40:03
Erscheinungsdatum Publikation: 09.06.2020

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WOLFSBURG (Dow Jones)--Volkswagen-Chef Herbert Diess verschärft den Sparkurs des Konzerns in der Coronakrise massiv. "Wir müssen die F&E-Ausgaben, Investitionen und Fixkosten gegenüber bisherigem Planungsstand deutlich kappen", zitiert das Magazin "Automobilwoche" Diess aus einer Rede vor Topmanagern des Konzerns. Die Nettoliquidität des Weltmarktführers werde "mindestens noch bis Juli wegen schwacher Nachfrage weiter abnehmen", betonte Diess demnach.

Eins Sprecher des Konzerns sagte auf Anfrage von Dow Jones Newswires, es habe sich um eine interne Veranstaltung von Volkswagen gehandelt. Dabei habe es grundsätzliche Überlegungen gegeben, mit welchen weiteren Kostenmaßnahmen auf die Pandemie reagiert werden könne. Es gibt noch keine konkreten Beschlüsse. Zu den Einzelheiten wollte er sich nicht äußern.

Laut Automobilwoche berichten Teilnehmer des Events, dass beispielsweise die Hauptmarke Volkswagen Pkw ihre Sachgemeinkosten um 20 Prozent reduzieren müsse. Für neue Vorhaben werden Budgets aus den Vorjahren nicht mehr einfach fortgeschrieben. "Jede Ausgabe ist zu begründen", sagte Diess. Dennoch würden 2020 "nicht alle VW-Marken ein positives Jahresergebnis schaffen".

Volkswagen machen zugleich negative Deckungsbeiträge zu schaffen. Beim rein stromgetriebenen Kleinwagen E-Up etwa muss Volkswagen laut Diess bis zu 5.000 Euro pro Auto zuschießen. Der E-Golf ist ähnlich defizitär. Umso wichtiger sei ein Erfolg von VWs künftigem Stromer ID.3, der Diess zufolge von Beginn an Geld verdienen werde. Neben Produktverschiebungen "auch bei wichtigen Baureihen" lässt der Konzernchef mit Hochdruck analysieren, welche Modelle komplett entfallen können. Damit stehen auch Arbeitsplätze auf dem Spiel. "Durch die neue Sparrunde ist weiterer Ärger mit dem Betriebsrat unter Bernd Osterloh vorprogrammiert", sagte ein VW-Topmanager, der anonym bleiben wollte, der "Automobilwoche".

Mit Blick auf den wichtigsten Einzelmarkt des VW-Konzerns unterstrich Diess: "Zu den unangenehmen Wahrheiten gehört auch, dass in China unsere Marktführerschaft kein Naturgesetz ist". Nennenswertes Wachstum sei im Reich der Mitte nur noch mit E-Mobilen zu erreichen. "Bei E-Autos heißt in China der Marktführer jetzt Tesla."

In einem streng vertraulichen Workshop habe der Konzern jüngst geprüft, wie man bis 2024 zu Tesla aufholen kann. Erstes Ergebnis sei das Projekt "Rakete" unter Führung des Audi-Chefs Markus Duesmann. Kernelement sei ein neu aufgelegtes Software-Paket namens "E3 2.0". "Es werden noch Jahre vergehen, bis wir bei der Software die erforderlichen Kompetenzniveaus erreicht haben, um vorn im Wettbewerb mitzuwirken", habe Diess vor seinen Führungskräften eingeräumt. "Noch heute kommt kaum eine Zeile Software-Code von uns." Um das schnellstens zu ändern, solle VWs neue Car-Software-Organisation "am 1. Juli vom virtuellen zum realen Player werden". ma

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