Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Lane: EZB weicht bei PEPP von Kapitalschlüssel ab

Erscheinungsdatum Website: 26.05.2020 21:30:03
Erscheinungsdatum Publikation: 27.05.2020

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Zentralbanken des Eurosystems weichen bei ihren Anleihekäufen im Rahmen des Pandemieprogramms PEPP nach Aussage von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane je nach Finanzmarktlage vom EZB-Kapitalschlüssel ab. Bei einem im Netz übertragenen Interview des Bankenverbands IIF sagte Lane: "Wir können wenn erforderlich von dieser Benchmark abweichen - wir tun das bereits." Er fügte hinzu: "Wie sehr wir das tun müssen, hängt vom Ausmaß des Finanzmarktstress' ab."

Die EZB veröffentlicht am 2. Juni erstmals Details zu den PEPP-Käufen bis Mai. Dabei wird sich auch zeigen, wie sich die Anleihekäufe über die einzelnen Euro-Länder verteilen. Analysten vermuten, dass vor allem italienische Anleihen deutlich über das Maß hinaus gekauft wurden, die der Anteil Italiens am eingezahlten EZB-Kapital nahelegt. Sie schließen das auch aus der Tatsache, dass sich die Käufe im Rahmen des APP-Programms stark auf Italien konzentriert haben.

Lane machte aber auch deutlich, dass die EZB prinzipiell am EZB-Kapitalschlüssel als Orientierungsgröße bei Anleihekäufen festhalten will. "Der grundlegende Punkt bei der Konstruktion des PEPP ist, dass die Benchmark der Kapitalschlüssel ist. Es ist sehr wichtig, dass wir eine Benchmark haben", sagte er. Die EZB betreibe ihre Geldpolitik allerdings zielorientiert. "Wir wollen eine wirksame Geldpolitik machen, wir wollen einen Transmissionsmechanismus, der reibungslos funktioniert", sagte er.

Durch einen verstärkten Ankauf italienischer Staatsanleihen senkt die Zentralbank deren Rendite, was sich auf andere Anleihemärkte und Finanzierungsformen auswirkt. Dadurch sinken die Zinsen für den Staat und die Unternehmen, die derzeit hohe zusätzliche Ausgaben wegen der Corona-Pandemie haben.

Lane stellte diese Parallelität in dem Interview als eine Nebenwirkung dar. "Es ist offensichtlich, dass wir eine lockere Fiskalpolitik brauchen, es ist offensichtlich, dass wir eine akkommodierende Geldpolitik brauchen. Aber das bedeutet nicht, dass es eine fiskalische Dominanz oder eine Koordinierung gibt", sagte er und fügte hinzu: "Wir betreiben keine monetäre Finanzierung, dagegen gibt es viele Sicherungsmechanismen."

DJG/hab/err

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