Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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Europa: Epidemie macht vor NPL-Investoren nicht Halt

Erscheinungsdatum Website: 26.03.2020 14:15:25
Erscheinungsdatum Publikation: 27.03.2020

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Geplante Transaktionen liegen auf Eis / Von P. Kowsmann und M. Patrick

FRANKFURT/LONDON (Dow Jones)--Die Coronavirus-Epidemie trifft nun auch Finanzinvestoren. Private-Equity-Firmen, die Milliarden in den Abbau von faulen Krediten aus der letzten Finanzkrise in Europa gesteckt haben, bekommen nun ein großes Problem.

Europas Banken haben es bisher gerade einmal geschafft, knapp die Hälfte der rund 1,2 Bill Euro an faulen Krediten aus der vorigen Finanzkrise abzubauen. Mit der Corona-Pandemie könnte nun eine neue Welle auf sie zurollen.

In den vergangenen sechs Jahren haben sich vor allem US-Finanzinvestoren und Fondsmanager auf Einkaufstour in Europa begeben, um kapitalschwachen Banken bis zu 600 Mrd Euro an notleidenden Krediten abzukaufen. Geld verdienen sie damit, indem sie die faulen Kredite billig kaufen und die ausstehenden Schulden über Inkasso-Unternehmen und Gerichte eintreiben. Aber auch als Sicherheiten dienende Immobilien sind begehrte Objekte, die bei anziehenden Immobilienpreisen in Europa mit satten Gewinnen weiterverkauft werden könnten.

Doch diese Zeiten könnten nun vorüber sein. Der Markt für notleidende Kredite (NPL) ist mit der Pandemie in Turbulenzen geraten. In denen vom Coronavirus stark betroffenen Ländern wie Italien, Spanien und Portugal stehen die Zeichen auf Rezession. Die Investoren könnten nun auf einem Berg überbewerteter Assets sitzen bleiben, und die ohnehin schon angeschlagenen Geldhäuser in Europa bekommen zusätzlich zu ihren Kredit-Altlasten neue dazu.

Markt-Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 50 Transaktionen, die in den kommenden Monaten eigentlich über die Bühne gehen sollten, nun auf Eis gelegt wurden, darunter ein Portfolio-Verkauf der Bank of Cyprus über 2,8 Mrd Euro. Zwar wurden die Verkaufsbedingungen bereits festgezurrt, doch durch die Pandemie hat sich nun alles geändert. Eine der letzten Transaktionen war der Verkauf von 13.000 spanischen Baukrediten, die Banco Santander Anfang März an die kanadische Amitra Capital abgestoßen hat. Nun liegt über Spanien eine Ausgangssperre und die Wirtschaft steht nahezu still.

Im September waren nach Angaben der Europäischen Zentralbank 3,4% der insgesamt ausstehenden Kredite europäischer Banken notleidend. 2014 waren es noch mehr als 8% gewesen. Zu den eifrigsten Käufern solcher NPL gehören vor allem die großen US-Privat-Equity-Riesen. So kaufte dem Datenanbieter Debtwire zufolge Cerberus Capital Management seit 2015 notleidende Kredite in Höhe von 80 Mrd Euro, Blackstone von 53 und Lone Star von 28 Mrd. Informationen zu den getätigten Deals gibt es nur wenige, doch erwirtschafteten die Investoren nach Angaben von Branchenkennern damit wohl eine Rendite zwischen 10 und 20%.

In Italien, wo noch immer rund 7% der Kreditbücher aus faulen Krediten bestehen, setzen Banken laut Insidern nun alles daran, wenigstens noch einige davon loszuschlagen, aus Angst, dass bald eine neue NPL-Welle auf sie zukommt. Giovanni Bossi, ehemaliger CEO von Banca Ifis und nun selbst NPL-Investor, erwartet, dass der Preis für ein Kredit-Portfolio um 20 bis 40% fallen könnte. Für die Banken sind das keine guten Nachrichten, aber wohl auch nicht für Investoren.

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