Bauwirtschaft

Der Newsletter "Bauwirtschaft" informiert über allgemeine markt-relevante Themen zur Bauwirtschaft. Im geschlossenen Online-Bereich können Abonnenten zudem täglich noch weitere Nachrichten zur Baubranche einsehen, die sukzessive aktualisiert werden.

Bauindustrie erwartet für nächstes Jahr Wachstumsverlangsamung

Erscheinungsdatum Website: 18.12.2019 14:50:03
Erscheinungsdatum Publikation: 19.12.2019

zurück zur Übersicht

BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Bauindustrie hat in diesem Jahr ihren Aufschwung weiter fortsetzen können. Aber die sich abkühlende Konjunktur werde im nächsten Jahr zu einer Verlangsamung des Wachstums führen, erklärten der Hauptverband der Bauindustrie (HDB) und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) am Mittwoch.

Die Verbände erwarten für 2020 ein nominales Umsatzplus von 5,5% auf 145 Mrd Euro, nach bislang erwartetem Wachstum von 5 bis 6%. Preisbereinigt läge der Anstieg dann bei 1%. "Auch am Bau werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen", sagte HDB-Präsident Peter Hübner.

Für dieses Jahr bekräftigen sie ihre Wachstumsprognose für das nominale Umsatzplus im Bauhauptgewerbe von 8,5% auf 137,2 Mrd Euro. Preisbereinigt soll das Plus bei 3% liegen.

Für nächstes Jahr hätten die Forschungsinstitute und die Bundesbank zwar ihre Prognosen für die deutsche Wirtschaftswachstum zurückgenommen, so die Vertreter der Baubranche. Allerdings sei es noch immer Wachstum. "Eine Konjunkturkrise mit einer ausgeprägten Unterauslastung der deutschen Wirtschaft ist somit weiter nicht zu erwarten, wenngleich die konjunkturellen Abwärtsrisiken derzeit hoch sind", sagte ZDB-Präsident Reinhard Quast.

Im vergangenen Jahr waren die Umsätze der Branche um nominal 11,3% auf 126 Mrd Euro gestiegen. Real lag das Wachstum bei 5,4%. Beide Verbände erwarten, dass die Bauwirtschaft weiter eine Stütze der Konjunktur bleiben werde. Die Wachstumsdynamik würde aber nachlassen.

Mietendeckel schreckt Investoren ab

Besonders der Wohnungsbau sei weiter stabil aufgrund der anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen und der weiterhin hohen Binnenwanderung in die Ballungsgebiete. Für 2020 erwartet HDB-Präsident Hübner die Fertigstellung von rund 310.000 Wohnungen. Bis Oktober 2019 wurden in Deutschland insgesamt knapp 290.000 Wohnungen fertiggestellt.

Kritisch äußerten sich beide über den geplanten Mietendeckel in Berlin, der einen fünfjährigen Mietenstopp für nicht preisgebundene Wohnungen vorsieht, und die bundesweite Mietpreisbremen. "Mietendeckel und Mietpreisbremsen sind vor allem auch Investitionsbremsen. Denn Investoren gehen dorthin, wo die Rahmenbedingungen aus ihrer Sicht gut sind", erklärten die beiden.

Quast betonte, dass der Mietendeckel auch Einfluss auf den Bau von neuen Wohnungen habe, obwohl der Berliner Senat diese von dem Mietenstopp explizit ausgenommen habe. "Auch wenn der Neubau nicht direkt betroffen ist, bedeutet es aber: Nachtigall ick hör dir trapsen", so Quast. "Dieser Trend, wenn der steht, der da eingeläutet wird, macht den Investoren Angst. Und bei Angst flüchtet das Geld."

Noch warteten die Investoren mit ihren Entscheidungen ab. Aber wenn die Gerichte eine sehr stark Begrenzung von Mieten erlauben sollten, dann höre das Bauen auf. "Warum soll das einer tun, wenn er irgendwo investiert und das investierte Geld nicht irgendwann zurückbekommt?", fragte Quast.

Beim öffentlichen Bau begrüßte die Bauindustrie die Investitionsoffensive im Bereich der Bundesfernstraßen. "Mit rund 17 Mrd Euro pro Jahr, davon über 10 Mrd Euro für Straße und Wasserstraße, kann es gelingen, dem Wirtschaftsstandort Deutschland wieder eine adäquate Infrastruktur zu verschaffen", sagte Quast. "Dies ist an sich ein Signal der Planungssicherheit für unsere Bauunternehmen."

Ohne Westbalkan-Regelung droht Einbruch an Arbeitskräften

Bei der Beschäftigung hat die Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren die Kapazitäten stark ausgeweitet und werde dies auch weiterhin tun. Dabei werde der Personalzuwachs im Bauhauptgewerbe auch durch ausländische Arbeitnehmer generiert, die inzwischen 20% der Beschäftigten des Sektors ausmachen. Von diesen kommen über 80% aus den mittel- und südosteuropäischen Ländern. Wichtig sei hier, dass die Bundesregierung die Westbalkan-Regelung über 2020 hinaus verlängert wird. Diese erlaubt es, dass einfache, von heimischen Arbeitnehmern nicht mehr ausgeübte Tätigkeiten wie beispielsweise Eisenbiegen, von angelernten, aber sehr erfahrenen Arbeitnehmern aus den Westbalkan-Staaten ausführen zu lassen.

"Falls die Westbalkan-Regelung über 2020 hinaus nicht verlängert wird, wird es einen massiven Einbruch bei den Arbeitskräften am Bau geben", warnte Quast. Das am 1. März 2020 in Kraft tretende Fachkräfteeinwanderungsgesetz greift laut Bauindustrie zu kurz. Denn es biete für berufserfahrene Arbeitnehmer ohne formale Ausbildung keine Möglichkeit, auch nur befristet, auf den deutschen Arbeitsmarkt zu kommen.

bau

zurück zur Übersicht