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Ungarn: Hotel-Investoren klopfen an

Erscheinungsdatum Website: 10.12.2019 13:55:01
Erscheinungsdatum Publikation: 11.12.2019

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BUDAPEST (bau/GTAI)--Ungarns Tourismussektor schlägt derzeit alle Rekorde. Folge des Booms sind steigende Investitionen in Hotels und Tourismusinfrastruktur.

Der Boom im Tourismus setzte sich 2019 im siebten Jahr in Folge weiter fort. Der Sektor erzielte 2018 mit 15,2 Mio Übernachtungen ausländischer und 15,7 Mio Übernachtungen inländischer Touristen ein Allzeithoch. Die Einkünfte des Tourismussektors beliefen sich 2017 nach Angaben der Marktforschungsfirma Fitch Solutions auf rund 8,5 Mrd US-Dollar und 2018 auf geschätzt 9,3 Mrd - ebenfalls ein Höchststand.

Auch die Aussichten für die nächsten Jahre sind günstig. Fitch Solutions geht davon aus, dass die gesamten mit Tourismusdienstleistungen verbundenen Einkünfte 2020 10,5 Mrd Dollar überschreiten und bis 2023 auf rund 12 Mrd ansteigen werden. Ungarns Tourismusindustrie sei zwar kleiner als die der westeuropäischen Länder. Der Markt sei aber in den vergangenen Jahren schnell gewachsen und das Land habe sich inzwischen zu einem der bedeutendsten in Mittelosteuropa etabliert, so die Fitch-Experten.

Der größte Teil der Übernachtungen und der Einkünfte wird dabei in der Hauptstadt realisiert. Budapest sei inzwischen zu einer der populärsten Destinationen für kurze Städtetrips in der Region geworden, so Fitch Solutions. Die Stadt könne gut per Straße, Bahn oder Flugzeug erreicht werden. Der Budapester Flughafen erlebt derzeit einen nie dagewesenen Boom. Die Passagierzahlen stiegen im letzten Jahr um 13,5% auf 14,9 Mio, was der Hauptstadt zusätzliche Gäste beschert. Aber auch die Wahrnehmung anderer Regionen in Ungarn als mögliches attraktives Reiseziel nimmt zu, was helfen könnte, neue Besucherkreise anzulocken.

Der Boom hat die Stimmung in der Branche, bei Tourismusunternehmen und bei Investoren, gedreht. Alle relevanten Kennziffern, wie die Zimmerauslastung (August 2019: 76,5%), der durchschnittliche Zimmerpreis oder dessen Höhe im Verhältnis zur Belegung zeigen nach oben. Die Bereitschaft von Investoren, in Hotels in der Hauptstadt und in anderen Landesteilen zu investieren, ist deshalb deutlich gestiegen. Günstige Signale kommen auch von der Regierung, die dem Sektor zu größerem Gewicht innerhalb der ungarischen Wirtschaft verhelfen will.

Während sich die Investitionen im Budapester Hotel- und Tourismussektor in den Krisenjahren um 2008/09 verlangsamt hatten, scheint sich der Trend seit etwa sieben Jahren umzukehren. Die Pipeline an neuen Projekten wachse schnell an, stellt Fitch Solutions fest. Während das Segment der mittleren Preiskategorie gut ausgestattet sei, konzentrieren sich inzwischen viele neue Investitionen auf das High-End- und Luxus-Segment. Auch als Ziel für den Konferenz- und Ausstellungstourismus sei die ungarische Hauptstadt deutlich wettbewerbsfähiger geworden.

Budapest etabliert sich außerdem zunehmend als wichtiges regionales Geschäftszentrum in Mittelosteuropa. Das verspricht zusätzliche Chancen für die Hotelbranche. Große Hotelgruppen wie Marriott oder Hyatt eröffneten vor Kurzem neue Häuser in der Stadt. In den nächsten Jahren sind weitere Neueröffnungen populärer Hotels wie Hard Rock, Hyatt Regency oder Renaissance geplant. Im unteren Preissegment plane Accor Berichten zufolge ein Hostel der Marke Jo and Joe in Budapest.

Die Zahl der Hotels belief sich Mitte des Jahres nach Angaben von Colliers International landesweit auf 1.094, die Zahl der Hotelzimmer auf fast 60.000. Davon entfiel mit 19.861 rund ein Drittel allein auf Budapest. Vertreter der Marktberatungsgesellschaft BDO Magyarország schätzen, dass in den nächsten drei bis vier Jahren in Budapest 4.000 bis 5.000 und in diversen ungarischen Regionen weitere 1.500 bis 2.000 neue Hotelzimmer hinzukommen werden.

Der Trend gehe dabei zu hochwertigen Hotelprojekten, so die BDO-Experten. Von dem geplanten neuen Zimmerbestand würden 16% auf die Luxus- und 5-Sterne-Kategorie, weitere 30 bis 35% auf die 4-Sterne-Kategorie entfallen. Investoren seien dabei zu 60% ungarische Unternehmen beziehungsweise Developer. Der Rest entfällt auf internationale Hotelbetreiber und Projektentwickler. In das Geschäft steigen zunehmend auch Investmentfonds ein, da die langfristige Geschäftsentwicklung in der Branche positiv beurteilt wird. Auch Developer von Büroimmobilien erwägen derzeit alternative Investitionsmöglichkeiten, darunter auch in Hotels.

Budapest steht eindeutig im Zentrum der Aufmerksamkeit von Hotelinvestoren. Doch mittelfristig werden auch einige ungarische Regionen für Touristen attraktiver werden und mehr Hotelprojekte anziehen. Traditionell stark und gut bekannt vor allem bei Besuchern aus Deutschland ist dabei die Balaton-Region. Beliebt bei russischen Touristen ist die Region um Heviz. Auch Szeged und Debrecen werden als Reiseziele immer populärer. Das ostungarische Debrecen dürfte als Besucherziel durch den geplanten Bau eines neuen BMW-Werkes ab Frühjahr an zusätzlicher Attraktivität gewinnen.

bau

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