Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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US-Firmen halten sich mit Investitionen in Deutschland zurück

Erscheinungsdatum Website: 02.12.2019 17:20:03
Erscheinungsdatum Publikation: 03.12.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--US-Unternehmen halten sich angesichts des Reformstaus in der deutschen Digitalisierungs-, Steuer- und Energiepolitik sowie der überbordenden Bürokratie mit Investitionen hierzulande deutlich zurück. Waren 2017 noch 47 Prozent der US-Firmen gewillt, in den kommenden drei Jahren mindestens 10 Millionen Euro in Deutschland zu investieren, so sind es jetzt nur noch 24 Prozent. Zu diesem Ergebnis kam die Beratungsgesellschaft KPMG bei einer Umfrage unter 100 Unternehmen. Der Anteil jener, die gar nicht investieren wollten, stieg auf 13 Prozent von 6 Prozent.

Auf das verhaltenere Vorgehen wies auch Frank Riemensperger, stellvertretender Präsident der amerikanischen Handelskammer (American Chamber of Commerce in Germany - Amcham), hin. US-Firmen sorgten sich zunehmend auch um die Stabilität, führte er in einer Pressekonferenz an. Andererseits seien die Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in den USA zuletzt stärker gewachsen, lägen aber unter dem Schnitt der vergangenen zehn Jahr. Dabei hätten besonders Maschinenbau und Autoindustrie weniger Geld in die USA gepumpt.

US-Firmen warten auf Reformen

US-Firmen werden wegen des Reformstaus nicht aus Deutschland weggehen, sagte Frank Sportolari, Amcham-Präsident. Schließlich sei das Land der zweitwichtigste Markt. Aber bei weiteren Investitionen könnten sie den Blick auch nach Polen oder in die Benelux-Länder richten, sagte er. Als problematisch erachtet er außer der unzureichenden Digitalinfrastruktur auch den Mangel an Fachkräften. Die US-Firmen sähen die Reformen, die es in den USA gegeben habe. In Deutschland gebe es kein Pendant dazu.

Zuletzt liefen die Geschäfte der 50 größten US-Konzerne in Deutschland aber blendend. Ihr Umsatz stieg 2018 um 5,5 Prozent auf 177 Milliarden Euro. 2017 hatte er um 3,4 Prozent zugelegt. Mehr als doppelt soviel setzten mit 371 Milliarden Euro deutsche Unternehmen in den USA um, das Wachstum verlangsamte sich dabei aber deutlich auf 3,1 Prozent von 7,1 Prozent im Vorjahr.

Ford weiter umsatzstärkster US-Konzern in Deutschland

Am Umsatzranking hat sich innerhalb eines Jahres nichts geändert. Angeführt wird die Liste weiter von Ford - mit 21,1 Milliarden Euro vor Amazon (16,9 Milliarden Euro) und Exxon Mobil (Esso) mit 9,4 Milliarden Euro (inklusive Mineralölsteuer). Besonders stark sind die US-Konzerne in den Bereich ITK und Dienstleistungen, auf sie fallen 43 Prozent der Einnahmen. Der Bereiche IT profitiere vor allem vom Cloud-Wachstum, mit Anbietern wie Amazon und Microsoft.

Im Ranking der drei größten US-Arbeitgeber in Deutschland liegt Ford (27.400 Mitarbeiter) auf Platz zwei vor McDonald's (etwa 60.000 inklusive Franchise). Es folgen der Paketdienst UPS (20.000) und Amazon (18.000).

Umsatzstärkstes deutsches Unternehmen in den USA ist Daimler. Der Autobauer setzte 2018 laut Amcham 41,1 Milliarden Euro um, 12,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit waren die Stuttgarter aber eine Ausnahme, andere einst erfolgsverwöhnte Autobauer kamen nur noch auf kleine Zuwächse oder mussten wie BMW einen Umsatzrückgang um 10 Prozent hinnehmen. Im Kommen seien indes Dienstleistungen (Hochtief) und Konsum (Aldi). Sehr genau hingehört hätten die Deutschen bei der Forderung der USA nach der Schaffung von Stellen in dem Land. 2018 zählten die 50 führenden deutschen Firmen in den USA 5,6 Prozent mehr Mitarbeiter als im Vorjahr.

Deutsche Firmen schaffen Arbeitsplätze in den USA

Sehr genau hingehört hätten die Deutschen bei der Forderung der USA nach mehr Jobs. 2018 zählten die 50 führenden deutschen Firmen in den USA 5,6 Prozent mehr Mitarbeiter als im Vorjahr. Die Direktinvestitionen (FDI) der deutschen Konzerne 2018 bezifferte Amcham Germany auf 324 Milliarden Dollar, ein Plus von 4,5 Prozent. US-Firmen investierten demnach in Deutschland gut 140 Milliarden Dollar, ein Plus von 3,1 Prozent.

Ungeachtet der genannten Hürden für US-Unternehmen bewerten diese den Standort Deutschland noch mit gut. Allerdings trüben die Herausforderungen hinsichtlich der US-Handelspolitik sowie der Arbeits- und Energiekosten die Aussichten. Somit sehen die Unternehmen zwischen den beiden Ländern künftig eine engere Partnerschaft im wirtschaftlichen als im politischen Bereich. Sie kritisierten zugleich, dass die derzeitigen handelspolitischen Maßnahmen wie Zölle der US-Regierung nicht zu dem Ziel führen werden, eine ausgeglichene Handelsbilanz für die USA zu erreichen.

DJG/bam/jhe

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