Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Fed und EZB veröffentlichen Sitzungsprotokolle

Erscheinungsdatum Website: 15.11.2019 18:05:22
Erscheinungsdatum Publikation: 18.11.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--US-Notenbank und Europäische Zentralbank (EZB) veröffentlichen in der nächsten Woche die Protokolle der jüngsten Sitzungen ihrer geldpolitischen Entscheidungsgremien. Während bei der Fed im Oktober eine Mini-Serie von Zinssenkungen zu Ende ging, war es bei der EZB die Ära ihres inzwischen aus dem Amt geschiedenen Präsidenten Mario Draghi. Analysten hoffen, dass die beiden Dokumente Rückschlüsse auf den weiteren Gang der Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks erlauben werden.

Auch eine Rede der Draghi-Nachfolgerin Christine Lagarde steht auf dem Programm, eine Rede des langjährigen Draghi-Kritikers Jens Weidmann, und schließlich kommen auch die europäischen Einkaufsmanagerindizes für November.

Fed-Protokoll bestätigt abwartende Haltung der US-Notenbank

Das Protokoll der FOMC-Sitzung vom 29./30. Oktober dürfte bestätigen, dass der Offenmarktausschuss FOMC der Fed nach drei Zinssenkungen eine abwartende Haltung einzunehmen gedenkt. Das Gremium hatte im Oktober die Zinsen um 25 Basispunkte auf 1,50 bis 1,75 Prozent gesenkt. Die US-Währungshüter hatten ihre Zinssenkungen mit einer Versicherungspolice verglichen, die das Risiko ausgleichen sollte, dass der Handelsstreit zwischen den USA und China sowie eine globale Wirtschaftsschwäche auf die US-Wirtschaft übergreifen - im Gegensatz zu einer aggressiveren Zinssenkungskampagne aufgrund einer drohenden Rezession.

Tatsächlich deuteten sowohl das geldpolitische Statement als auch die Äußerungen von Chairman Jerome Powell darauf hin, dass die Fed die Zinsen nunmehr unverändert lassen will. Powell hat das auch in seiner jüngsten Kongressanhörung bestätigt. Die Fed veröffentlicht das Dokument am Mittwoch (20.00 Uhr).

EZB-Protokoll zu letzter Ratssitzung unter Mario Draghis Leitung

Nachdem der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) im September unter ungewöhnlich lautem Getöse ein umfassendes Lockerungspaket auf den Weg gebracht hatte, stand die Ratssitzung am 24. Oktober im Zeichen des Abschieds von Präsident Mario Draghi. Ein wichtiger Punkt in Draghis letzter Pressekonferenz als EZB-Präsident waren neben der Würdigung seiner gesamten Amtszeit Fragen zur Stimmung im Rat, nachdem einige Ratsmitglieder (Klaas Knot, Jens Weidmann) im Oktober öffentlich gegen die September-Beschlüsse protestiert hatten.

Draghi behauptete in der Pressekonferenz, das Gremium sei um Einigkeit bemüht gewesen und habe sich dazu bekannt, die Beschlüsse umzusetzen. Das Sitzungsprotokoll (Veröffentlichung Donnerstag, 13.30 Uhr) könnte zeigen, ob dem tatsächlich so war.

EZB-Chefin Lagarde spricht bei European Banking Congress

Die neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, könnte beim European Banking Congress in Frankfurt am Freitag (9.30 Uhr) ihre erste programmatische Rede zur Geldpolitik halten. Bisher steht der Titel der Rede allerdings noch nicht fest. Das Auditorium - Spitzenbanker aus ganz Europa - wäre aber ein durchaus geeignetes, um die Leitlinien der Geldpolitik zu erläutern.

Andererseits scheint die EZB gerade erst mit einer Prüfung ihrer geldpolitischen Strategie zu beginnen, so dass sich Lagardes Aussagen noch auf den Status Quo der Ära Draghi beziehen könnten. Beim gleichen Kongress treten außerdem EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann (14.00 Uhr) und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (15.15 Uhr) auf.

Destatis veröffentlicht Details zum unerwarteten deutschen BIP-Anstieg

Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht am Freitag (8.00 Uhr) Detailangaben zur Entwicklung des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal. Deutschland ist dank eines unerwarteten BIP-Anstiegs zwischen Juli und September einer Rezession entgangen. Das BIP stieg gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent, während Analysten einen Rückgang um 0,1 Prozent erwartet hatten.

Ein prominente Rolle hierbei spielte eine Revision des zweiten Quartals, in dem das BIP nach korrigierter Berechnung nun um 0,2 und nicht mehr um 0,1 Prozent gesunken ist. Laut den vorläufigen Angaben von Destatis wurde das Wachstum im dritten Quartal vor allem von den Ausrüstungsinvestitionen gebremst. Ein weiterer Kandidat sind die stets schwer einzuschätzenden Lagerveränderungen.

Wichtigste Konjunkturdaten der Woche sind die europäischen Einkaufsmanagerindizes (PMI). Volkswirte erwarten, dass der Industrie-PMI des Euroraums auf 46,5 (Oktober: 45,9) Punkte gestiegen ist und der Dienstleistungsindex auf 52,5 (52,2) Punkte. IHS Markit veröffentlicht die Daten am Freitag (10.00 Uhr). Für den deutschen Industrie-PMI (Veröffentlichung Freitag, 9.30 Uhr) wird ein Anstieg auf 42,8 (42,1) Punkte prognostiziert und für den Dienstleistungsindex ein Zuwachs auf 52,0 (51,6) Punkte.

Am Freitag (16.00 Uhr) veröffentlicht Eurostat den Indikator des Euroraum-Verbrauchervertrauens. Volkswirte erwarten einen Anstieg auf minus 7,4 (minus 7,6) Punkte.

DJG/hab/jhe

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