Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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EZB/De Guindos: Banken brauchen mehr freisetzbare Kapitalpuffer

Erscheinungsdatum Website: 06.11.2019 17:10:03
Erscheinungsdatum Publikation: 07.11.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Ausstattung der Euroraum-Banken mit freisetzbarem Eigenkapital nach Aussage ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos für zu gering. De Guindos sagte beim EZB-Forum Bankenaufsicht in Frankfurt: "Selbst wenn wir die Eigenkapitalausstattung insgesamt angemessen finden, scheint es doch Spielraum für einen höheren Anteil von freisetzbaren Puffern am Eigenkapital zu geben."

De Guindos wies darauf hin, dass von allem Eigenkapitalelementen im Falle eines deutlichen Abschwungs nur der antizyklische Eigenkapitalpuffer freigesetzt werden würde. Die anderen Elemente seien struktureller Natur und sollen nicht angetastet werden. Unterschreitet die Eigenkapitalausstattung ein bestimmtes Niveau, hindert das die Banken an Gewinnausschüttungen.

Sie werden laut De Guindos auch im Falle eines "systemischen Ereignisses" versuchen, diese Einschränkungen zu umgehen. Das gibt ihnen einen Anreiz, ihre Eigenkapitalausstattung hoch zu halten und anstatt von Puffern Assets (Kredite) abzubauen. "Die daraus entstehende Kreditklemme würde den Abschwung verstärken, wie wir das in früheren Kreisen gesehen haben", erläuterte De Guindos.

Nur mit freisetzbaren Puffern könnte laut De Guindos also die makroprudenzielle Aufsicht die ihr zugedachte stabilisierende Rolle spielen. Im Falle eines Ereignisses würde die makroprudenzielle Aufsicht den Puffer freigeben und damit auch die Schwelle senken, ab der Gewinnausschüttungen eingeschränkt werden. "Das freigesetzte Eigenkapital sollte der Wirtschaft zugutekommen und nicht dazu eingesetzt werden, die Dividendenwünsche der Aktionäre zu befriedigen", forderte der EZB-Vizepräsident.

Allerdings haben nach seinen Angaben erst sieben der 19 Euro-Länder das Instrument des antizyklischen Kapitalpuffers aktiviert, und das verfügbare Volumen sei verglichen mit dem aus anderen Anforderungen resultierenden Kapital recht gering. "Im aktuellen Umfeld stellt sich also mit Recht die Frage, ob das Bankensystem tatsächlich über genug freisetzbare Kapitalpuffer verfügt", folgerte De Guindos.

DJG/hab/smh

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