Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Weidmann: EZB-Rat ist "über das Ziel hinausgeschossen"

Erscheinungsdatum Website: 13.09.2019 17:55:03
Erscheinungsdatum Publikation: 16.09.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann hat die jüngsten Beschlüsse zur geldpolitischen Lockerung scharf kritisiert. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) habe "ein sehr umfangreiches Paket beschlossen" - vor allem, weil sich in Deutschland die Konjunktur abgekühlt habe, sagte Weidmann und fügte hinzu: "Aus meiner Sicht ist er damit aber über das Ziel hinausgeschossen." Schließlich sei "die wirtschaftliche Lage nicht wirklich schlecht."

Weidmann bekräftigte: "Ein so weitreichendes Paket wäre nicht nötig gewesen." Durch die neuen Anleihekäufe würden die Grenzen zwischen Geld- und Fiskalpolitik "absehbar in Frage gestellt." Mit dieser Position sei er innerhalb des EZB-Rates "nicht allein". Weidmann weiter: "Mit dem Beschluss, noch mehr Staatsanleihen zu kaufen, wird es für die EZB immer schwerer, aus dieser Politik auszusteigen. Die Nebenwirkungen und Finanzstabilitätsrisiken der sehr expansiven Geldpolitik nehmen zu, je länger sie dauert."

Auf die Frage nach den Folgen der EZB-Entscheidung für Sparer und Immobilienkäufer erklärte er: "Für die Bevölkerung heißt das: Wer bauen will, bekommt vielleicht günstigere Kredite. Sparer dagegen sind schlechter dran." Zudem werde es schwerer, für das Alter vorzusorgen, ohne mehr Risiko einzugehen. "Das spüren Pensionsfonds und Lebensversicherer besonders", sagte Weidmann.

Er warnte die Zentralbank, sie solle "darauf achten, dass das, was sie tut, die Menschen nicht zutiefst verunsichert. Dazu gehört auch, dass die Menschen sich darauf verlassen können, dass das Geld seinen Wert behält."

DJG/hab/mgo

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