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Die Macht der Opec liegt in Moskau und Riad

Erscheinungsdatum Website: 04.07.2019 13:50:03
Erscheinungsdatum Publikation: 05.07.2019

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MOSKAU (Dow Jones)--Wenn es um den Ölmarkt geht, dann ist Russland das Plus für Saudi-Arabien. In dieser Woche auf dem Treffen in Wien einigten sich die Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Länder und ihre Verbündeten der Opec-plus-Koalition darauf, das Öl-Produktionslimit bis 2020 zu verlängern. Im Dezember hatte die Allianz beschlossen, die Ölproduktion um 1,2 Mio bpd zu drosseln. Auf dem Papier hat sich zwar das Kartell vergrößert, aber de facto ist die Schnittstelle bei den Entscheidern kleiner geworden - es zählen nur Riad und Moskau.

Die Opec wurde 1960 als Partnerschaft zwischen dem Iran, dem Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und Venezuela aus der Taufe gehoben. Als die Allianz weitere Mitglieder aufnahm und einige dann die Kontrolle über Felder der westlichen Ölproduzenten übernahmen, wuchs die Macht der Opec. Als 1973 die Autos an US-Zapfsäulen Schlange standen, waren sieben Länder aus der Region um den Persischen Golf für fast 40% der weltweiten Ölförderung verantwortlich, geht aus einer Schätzungen der U.S. Energy Information Administration (EIA) hervor.

Während die Bilder in den Medien den Schluss nahe legen, dass es die Männern in nahöstlichen Gewändern sind, die in Wien die Richtung für den Preis beim Schwarzen Gold vorgeben, so hat der Einfluss der Golfregion nicht nur beim Förderanteil (knapp über 30%) abgenommen. Das im Iran geförderte Öl unterliegt den geltenden Sanktionen. Dem Nachbar Irak sind die Fördervorgaben der Opec Schnuppe. Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate sind zwar die nächstgrößten Produzenten, allerdings im Rennen um die Fördermenge abgeschlagen. Wenn man die russische Ölförderung mit der der sieben Golfstaaten addiert, dann macht dies 45% des weltweiten Marktes aus.

Der russische Präsident Wladimir Putin ist der Opec am Wochenende zuvorgekommen, als er nach einem Treffen mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman beim G20-Gipfel in Japan eine Entscheidung zur Verlängerung der Förderkürzungen bis 2020 signalisierte. Und trotz dieser Nachricht sind die Rohölpreise der Sorte Brent seit Freitag um 5% gefallen. Zudem haben die Aktienmärkte auf breiter Front zu einer Erholung angesetzt und die Sorgen um den Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China haben sich etwas entspannt, alles Faktoren, die eigentlich für den Ölpreis für bullische Vorzeichen sorgen müssten.

Die Opec, die Internationale Energieagentur und die EIA haben alle ihre Erwartungen für das Nachfragewachstum für den Rest des Jahres gekürzt. Der große Unterschied zwischen den Jahren 1973 und 2019 besteht aber jetzt darin, dass US-Schieferöl die Bühne betreten hat. Saudi-Arabiens Ölminister spottete diese Woche, dass Schiefer "wie jedes andere Reservoir in der Geschichte seinen Höhepunkt erreichen wird, dann eine Seitwärtsbewegung einlegt und dann fällt".

Aber diese Entwicklung wird wohl nicht so schnell kommen, dass selbst ein verstärktes Kartell die Macht zurückbekommt, die es einst hatte. Schieferöl ist zwar teuer, dafür aber agil und empfindlich gegenüber Preissignalen. Die anderen Ölförderer aus dem Nahen Osten, anders als Saudi-Arabien, sind lediglich mit von der Partie. Und angesichts der sich verändernden Dynamik auf dem Ölmarkt sollte die Reise trotz der kleinen Hilfe eines Freundes ein holpriger Weg werden.

rus/5.7.2019

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