Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

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Welt: Was ein "Tanker-Krieg" für den globalen Ölmarkt bedeutet

Erscheinungsdatum Website: 14.06.2019 14:35:20
Erscheinungsdatum Publikation: 17.06.2019

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Eine Einschätzung von Spencer Jakab

NEW YORK (Dow Jones)--Eine Binsenweisheit lautet: Am gefährlichsten wird es für Investoren, wenn "dieses Mal alles anders ist". Derweil könnte es für den Ölmarkt hart auf hart kommen, obwohl sich in gewisser Weise lediglich die Geschichte wiederholt. Die Attacken auf zwei Tanker in der Straße von Hormus - dieses Nadelöhr passiert rund ein Fünftel der globalen Öllieferungen - ließ die Futures um emporschnellen.

Nahezu reflexartig machte der Westen den Iran für den Vorfall verantwortlich. Und da machen bereits Vergleiche mit dem sogenannten Tanker-Krieg in der Mitte der 1980er-Jahre die Runde. Parallelen drängen sich tatsächlich auf. So waren damals wie heute die Ölpreise unter Druck. 1986 notierten sie nur noch mit weniger als 10 US-Dollar, nachdem sie als Reaktion auf die Revolution im Iran sieben Jahre vorher noch auf Rekordkurs gewesen waren. Derweil markiert der Ölpreis - trotz eines Opec-Berichts, wonach das Kartell im Mai erstmals in fünf Jahren im Schnitt pro Tag weniger als 30 Mio Fass gefördert hatte - ein Fünfmonatstief. Die Schuld daran trägt wohl die nachlassende weltweite Nachfrage.

Der damalige "Tanker-Krieg", bei dem der Iran und der Irak gegenseitig die Schiffe des jeweils anderen angriffen und am Ende sogar Frachter mit ausländischer Flagge ins Visier genommen wurden, war in gewisser Weise schlimmer. Laut der Denkfabrik Strauss Center wurden 239 Öltanker attackiert und 55 sogar versenkt. Als die USA schließlich die Schiffe eskortierten und ausländische Tanker umflaggten, ebbten die Angriffe ab. Von daher mögen die aktuellen Krisenszenarien überzogen sein.

Allerdings will Washington nun die Ölexporte des Iran auf Null drosseln, und die Saudis als größte Produzenten der Region verzetteln sich immer mehr in einen Stellvertreterkrieg mit Teheran. Die Fähigkeiten des Iran, mit konventionellen und Cyberwaffen zuzuschlagen, sowie die Option, die Straße von Hormus komplett zu sperren, sind dagegen eine ganz andere Sache. Wird das Land ausweglos in die Ecke gedrängt, hätte es kaum noch etwas zu verlieren.

Bereits im vergangenen Juli machte Präsident Hassan Ruhani das Ziel der USA lächerlich, die Exporte komplett abzuwürgen. Damals reagierte sein US-Pendant Donald Trump mit ziemlich unverhüllten Drohungen. Natürlich kostet Reden nichts und so bleibt Öl relativ billig. Aber die jetzt erfolgten Angriffe bieten Anlass zur Sorge. Sie sind ein Vorgeschmack darauf, was passieren kann, wenn der Iran tatsächlich um sich schlägt. Wie eine Drohnenattacke auf eine zentrale Pumpstation in Saudi-Arabien, für die die Huthi verantwortlich gemacht werden, zeigt, lässt sich das Schlachtfeld beliebig ausweiten.

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