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Draghi: Pricing der TLTRO3 von Ausblick und Banken abhängig

Erscheinungsdatum Website: 12.04.2019 17:30:06
Erscheinungsdatum Publikation: 15.04.2019

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) will die Ausgestaltung der dritten Serie der angekündigten langfristigen und gezielten Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO3) nach den Worten von Präsident Mario Draghi vom Wachstumsausblick und einer Analyse der Fähigkeit der Banken zur Übertragung geldpolitischer Signale abhängig machen. Diese Entscheidung wird möglicherweise im Juni fallen, wenn neue Stabsprojektionen vorlegen - festlegen wollte Draghi sich darauf jedoch nicht.

Draghi sagte in der Pressekonferenz zur Erläuterung der jüngsten geldpolitischen Beschlüsse: "Details der genauen Bedingungen der neuen Serie langfristiger Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO) werden bei einem der nächsten Meetings kommuniziert."

Das Pricing der TLTRO3 werde auf einer genauen Prüfung des Bankenkanals der geldpolitischen Transmission beruhen und die weitere Entwicklung des Wachstumsausblicks berücksichtigen. "Wir haben einen Prozess gestartet, in dem alle möglichen Maßnahmen analysiert werden, und in dem beide Kriterien eine Rolle spielen werden", sagte Draghi. Die EZB werde bis Juni weitere Informationen erhalten, worunter die Stabsprojektionen besonders wichtig seien.

Zuvor hatte der EZB-Rat beschlossen, die Leitzinsen und die sie betreffende Forward Guidance unverändert zu lassen. Demnach will die EZB die Zinsen bis Ende dieses Jahres auf dem aktuellen Niveau lassen. Der Hauptrefinanzierungssatz, der Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagensatz blieben damit bei 0,00 Prozent, 0,25 Prozent und minus 0,40 Prozent. Die Erträge aus fällig gewordenen Anleihen will sie weiterhin voll wieder anlegen, und zwar über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung hinaus.

Draghi sprach in seiner Erklärung implizit zudem die Möglichkeit an, ein System abgestufter Einlagenzinsen zu schaffen. Er sagte: "Wir werden auch prüfen, ob es eine Fortführung des für die Wirtschaft vorteilhaften negativen Zinses notwendig macht, mögliche Nebenwirkungen, falls vorhanden, abzumildern", sagte Draghi. Damit, so stellte Draghi klar, wolle die EZB nicht ihre Bereitschaft andeuten, die Zinsen länger als bisher gedacht niedrig zu halten.

Allerdings deutete Draghi an, dass der Rat von der Notwendigkeit solcher Maßnahmen nicht überzeugt ist. "Wir fragen uns, wie sehr die Gewinne der Banken von den Negativzinsen beeinflusst sind", sagte er. Draghi wies darauf hin, dass die Profitabilität der Euroraum-Banken im Schnitt zwar niedriger als die der US-Banken sei, aber doch genauso hoch wie jene der japanischen und höher als die der britischen Institute.

Ansonsten bemühte sich der EZB-Präsident darum, den Eindruck zu erwecken, dass die EZB falls erforderlich ihre Geldpolitik weiter lockern könnte. Er sagte, der Rat werde falls nötig alle vorhandenen Instrumente "anpassen". Auf Nachfrage sprach er von der Möglichkeit, bestimmte Instrumente zu "verlängern". Erst im März hatte der Rat beschlossen, die Zinsen bis mindestens Ende (zuvor: Herbst) 2019 auf dem derzeitigen Niveau zu halten. In der aktuellen Sitzung bestätigte der Rat diesen Beschluss.

DJG/hab/apo/15.04.2019

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