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Mehr als ein Drittel deutscher Großfirmen rechnen mit hartem Brexit

Erscheinungsdatum Website: 07.03.2019 19:25:02
Erscheinungsdatum Publikation: 11.03.2019

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BERLIN (Dow Jones)--Das Vertrauen in einen geregelten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union schwindet bei den deutschen Großunternehmen. Laut einer jüngsten Umfrage gehen mit 36 Prozent der deutschen Großunternehmen mit Geschäftsbeziehungen nach Großbritannien mehr Firmen von einem harten Brexit aus als die 28 Prozent, die noch an ein Austrittsabkommen der Briten und der EU glauben. Von den Unsicherheiten rund um den Brexit sind die Unternehmen bereits betroffen. Ein Viertel von ihnen geht bei einem harten Brexit von Stellenstreichungen in Deutschland aus.

Das ergab eine Umfrage unter 262 deutschen Großunternehmen mit wirtschaftlichen Beziehungen zu Großbritannien, die vom 7. bis 15. Februar im Auftrag von Deloitte und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) erstellt wurde.

Dennoch haben lediglich etwa die Hälfte der befragten Unternehmen Notfallpläne für den Fall eines ungeordneten Brexits entwickelt, sollte bis zum 29. März kein Austrittsabkommen abgeschlossen worden sein.

"Die Auswirkungen des Brexit-Prozesses auf die deutsche Wirtschaft sind bereits spürbar, eine Folge der andauernden Unsicherheit", sagte Alexander Börsch, Chefökonom und Leiter Research bei Deloitte. "Für Unternehmen, die noch nicht ausreichend vorbereitet sind, gilt jetzt: Die wenigen Wochen, die noch bleiben, müssen dafür genutzt werden. Ein harter Brexit hätte weitreichende Folgen auch für deutsche Unternehmen."

BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang warnte, dass ein ungeordneter Brexit trotz Vorbereitungen der Unternehmen weitreichende Auswirkungen auch auf den Standort Deutschland haben werde. So erwarten 47 Prozent der befragten Unternehmen, dass im Falle eines harten Brexits ein hoher oder sogar sehr hoher Schaden auf sie zukäme. Besonders in der Automobilindustrie, bei den Banken und im Konsumgüterbereich wird mit Stellenstreichungen gerechnet.

"Ein ungeordnetes Ausscheiden des Vereinigten Königreichs riskiert ein bilaterales Außenhandelsvolumen Deutschlands von rund 120 Milliarden Euro an Ein- und Ausfuhren", sagte Lang. "Der britischen Wirtschaft droht eine unmittelbar durchschlagende Rezession, die auch an Deutschland nicht unbemerkt vorüberziehen würde." Als größte Sorge identifizierten 51 Prozent der Unternehmen einen nachlassenden Handel mit Großbritannien.

DJG/aat/11.03.2019

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