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Noch mehr Milliarden für Softbank?

Erscheinungsdatum Website: 20.02.2019 10:10:12
Erscheinungsdatum Publikation: 21.02.2019

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Beschaffung von frischem Kapital wird schwieriger / Von Mayumi Negishi und Phred Dvorak

TOKIO (Dow Jones)--In weniger als zwei Jahren hat die Softbank Group mindestens die Hälfte ihres knapp 100 Mrd US-Dollar schweren Vision Fund ausgegeben. Beim weltgrößten Technologie-Investor überlegt man deshalb, wie man an noch mehr Kapital gelangen kann, um das Tempo beizubehalten. Das Geld im Vision Fund stammt zu einem erheblichen Teil aus den Staatsfonds von Saudi Arabien und Abu Dhabi. Diese halten auch Beteiligungen an einigen der wertvollsten Start-up-Unternehmen, so zum Beispiel am Fahrdienstleister Uber und dem Dienstleister für Büroflächen Wework.

Softbank bestätigte, dass bereits 50 Mrd des rund 99 Mrd Dollar schweren Vision Fund investiert wurden. Das waren 7 Mrd pro Quartal seit Auflegung des Fonds. Bei diesem Tempo wäre das restliche Geld in spätestens eineinhalb Jahren verbraucht. Der Chef und Gründer von Softbank, Masayoshi Son, wird nicht müde zu betonen, dass er weiter Gas geben und deshalb gerne einen zweiten Vision Fund auflegen will. "Wir werden unser Investment-Tempo beibehalten. Wir sind erstklassig in Form", sagte er in Tokio.

Aber selbst für Softbank könnte es in diesen Tagen nicht ganze so einfach sein, mehrere10 Mrd Dollar aufzutreiben. An den Märkten herrscht Volatilität, und große Volkswirtschaften, wie die von China, zeigen Zeichen der Schwäche. Der größte Unterstützer des Vision Fund, Kronprinz Mohammed bin Salman von Saudi Arabien, wird beschuldigt, den Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in Auftrag gegegeben zu haben. Der Kronprinz hat seine Beteiligung abgestritten, aber dennoch ist manchen Tech-Unternehmen sein Geld mittlerweile zu heiß. Son überlegt nach eigenen Worten, wann und wie er frisches Kapital einsammeln könne.

Fusion geplant

Softbank brachte im Dezember seine japanische Telekommunikationssparte an die Tokioter Börse, behält aber einen beherrschenden Anteil und plant, ihre US-Ableger Sprint Corporation mit T-Mobile USA zu verschmelzen. Solche Einsätze machen das Unternehmen immer mehr zu einem reinen Tech-Investor, der auf ständigen Zufluss von Kapital angewiesen ist, um aktiv zu bleiben. Andererseits wäre es nach Ansicht einiger Beobachter nicht schlecht für den Fonds, etwas Druck bei den Investitionen herauszunehmen.

In einem Anflug von Bescheidenheit reduzierte Softbank letztes Jahr eine ursprünglich im Volumen von 16 Mrd Dollar geplante, weitere Beteiligung an Wework auf 2 Mrd. Auch baute das Unternehmen Risikopositionen ab, als sich der Investor im Januar komplett von seiner Beteiligung an Nvidia in Höhe von 4,9% trennte. Die Aktie war zuvor deutlich gefallen. Dennoch machte Softbank gegenüber dem Einstandspreis, zu dem sie die Beteiligung erwarb, rund 3,3 Mrd plus.

Laut Dow Jones Venturesource übertrifft das verbliebene Geld im Vision Fund immer noch bei weitem den Kapitalstock des weltweit zweitgrößten Fonds für Investitionen, der mit seinen 25 Mrd Dollar bei der Beteiligungsgesellschaft Apollo Investment angesiedelt ist. Saudi Arabiens Staatsfonds hatte als größter Kapitalgeber den Vision Fund mit 45 Mrd Dollar ausgestattet. Kronprinz Mohammed sagte letztes Jahr während eines Interviews mit Bloomberg, er sei bereit, weitere 45 Mrd in einen zweiten Fund zu stecken. Son wollte nicht auf die Frage eingehen, ob er weiteres Kapital aus saudischer Quelle anzunehmen gedenke.

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