Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Deutsche Wirtschaft wächst 2018 um 1,5 Prozent

Erscheinungsdatum Website: 15.01.2019 16:55:02
Erscheinungsdatum Publikation: 16.01.2019

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BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft hat im Jahr 2018 angesichts der globalen Handelskonflikte und politischer Unsicherheiten in Europa spürbar an Fahrt eingebüßt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs um 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in einer ersten Schätzung mitteilte. Damit setzte die Wirtschaft das neunte Jahr in Folge ihren Aufschwung fort und blieb über dem langjährigen Durchschnittswachstum von 1,2 Prozent. Im Jahr 2017 hatte das Wachstum 2,2 Prozent betragen. Kalenderbereinigt legte das BIP im vergangenen Jahr ebenfalls um 1,5 Prozent zu, nach 2,5 Prozent im Jahr 2017.

Rezession im Schlussquartal vermieden

"Nach einem schwungvollen ersten Halbjahr und einer Delle im dritten Quartal gab es zum Jahresende Zeichen einer leichten Erholung", sagte der Leiter der Abteilung Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Albert Braakmann. Deutschland ist damit am Jahresende nicht wie befürchtet in eine Rezession gerutscht.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sprach dennoch von einem enttäuschenden Jahr und einem Warnzeichen. "Letztlich hat uns die starke Binnenkonjunktur getragen. Insgesamt agieren die deutschen Unternehmen derzeit in einem schwierigen internationalen Umfeld", erklärte DIHK-Chef Martin Wansleben. Er verlangte Steuersenkungen, weniger Bürokratie und einen Ausbau schneller Internetleitungen, um nicht "im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten".

"Die deutsche Wirtschaft ist an einer technischen Rezession vorbei geschlittert", lautete das Fazit von Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. "Bei einem Wachstum von 1,5 Prozent im Gesamtjahr 2018 muss das Wachstum für das vierte Quartal bei etwa 0,2 Prozent gelegen haben, vorausgesetzt, dass die ersten drei Quartale nicht revidiert worden sind", sagte Krüger.

Mit Blick auf das Jahr 2019 bedeute dies, dass der Ausgangspunkt noch tiefer liege als angenommen, fügte der Experte hinzu. Damit würden die Wachstumsprognosen für 2019 in Richtung 1,0 Prozent sinken.

Zur Fortsetzung des Aufschwungs haben den Statistikern zufolge nahezu alle Wirtschaftsbereiche beigetragen. Erstmals seit fünf Jahren entwickelte sich die Industrie weniger schwungvoll als die Dienstleistungen. Die Impulse für das Wachstum kamen vor allem aus dem Inland. Sowohl der Staat als auch die Haushalte gaben mehr Geld aus. Die privaten Konsumausgaben legten im vergangenen Jahr um 1,0 (Vorjahr: 1,8) Prozent, die Konsumausgaben des Staates um 1,1 (1,6) Prozent.

Die Stärke der Binnenwirtschaft zeigt sich auch in den Investitionen, die sich beschleunigten. Die Ausrüstungsinvestitionen in Maschinen, Werkhallen und Fahrzeuge kletterten um 4,5 Prozent und damit um 0,8 Prozentpunkte stärker, die Bauinvestitionen stiegen um 3,0 Prozent und damit um 0,1 Punkte mehr.

Internationale Krisen belasten Außenhandel

Der Außenhandel wurde von internationalen Krisen gebremst, vor allem der Handelsstreit und der Unsicherheit wegen des Brexits forderten ihren Tribut. Die Exporte wuchsen mit 2,4 Prozent nur noch halb so schnell. Die Importe erhöhten sich um 3,4 Prozent, nach 4,8 Prozent im Vorjahr.

Der Staat konnte seinen Überschuss mit 59,2 Milliarden Euro beinahe verdoppeln. Das entspricht 1,7 Prozent der Wirtschaftsleistung. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) warnte aber jüngst davor, dass die Zeiten der üppigen Überschüsse vorbei seien.

Die Bundesregierung erwartet andererseits aber auch keine Krise. "Die Konjunktur dürfte auch zu Jahresbeginn aufwärtsgerichtet bleiben", sagte das Haus von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) voraus. Die Einkommen und die Konsumnachfrage der privaten Haushalte wiesen nach oben.

DJG/chg/apo

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