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Aserbaidschan setzt neue Strategie für Abfallwirtschaft um

Erscheinungsdatum Website: 08.01.2019 14:30:03
Erscheinungsdatum Publikation: 09.01.2019

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BAKU (gus/GTAI)--Die Regierung Aserbaidschans hat die nachhaltige Abfallentsorgung zu einer ihrer wirtschaftspolitischen Prioritäten erklärt. Ungeachtet der in der Branche bisher schon realisierten Projekte ist das Land vom Aufbau einer flächendeckenden Abfallentsorgung noch weit entfernt. Der rechtliche Rahmen in der Branche ist wenig ausgereift. Ein Kreislaufwirtschaftsgesetz, das die Rahmenbedingungen für die Erfassung und Verwertung von Werkstoffen klar definiert, gibt es noch nicht.

Die Liefer- und Kooperationschancen für ausländische Firmen in der Abfallwirtschaft sind aufgrund des immensen Nachholbedarfs potenziell groß, in der Realität aber überschaubar. Hierfür gibt es mehrere Gründe: Die Kasse des Staates als Hauptauftraggeber ist heute infolge gesunkener Erlöse aus dem Ölexport weniger gut gefüllt. Somit fließt weniger Geld in die Branche. Die Lage im Bankensektor und bei den Kreditvergaben an private Firmen bleibt angespannt.

Ausbauvorhaben in der Müllentsorgung in Sicht

Neue Investitionen in der Abfalleinsammlung und -verwertung ergeben sich aus der Umsetzung der im Herbst 2018 verabschiedeten Nationalen Strategie für kommunale Abfallwirtschaft im Zeitraum bis 2022. Koordinator für geplante Projekte ist das Ministerium für Wirtschaft Aserbaidschans.

Das Dokument formuliert folgende Ziele und Initiativen:

- die Schaffung eines mehr marktgerechten Abfallmanagements auf der Basis von Subventionskürzungen und höherer Entgelte für die Mülleinsammlung,

- die Einbeziehung aller Siedlungen in der Hauptstadt Baku in die Mülleinsammlung und -abfuhr,

- die Errichtung neuer ökologisch unbedenklicher regionaler Mülldeponien,

- eine deutliche Ausweitung der Einsammlung von gefährlichen Abfällen in der Region Baku sowie deren sichere Zwischenlagerung und Verbrennung,

- die Schaffung weiterer Kapazitäten für das Recycling kommunaler Abfälle sowie

- die Umsetzung neuer innovativer Projekte im Gewerbepark für die Abfallwirtschaft Balakhani.

Tamiz Shahar ist Hauptansprechpartner für Abfallprojekte in der Region Baku

Für den Großraum Baku ist das im 2009 gegründete und dem Ministerium für Wirtschaft unterstehende kommunale Unternehmen Tamiz Shahar (Saubere Stadt; www.tamizshahar.az) zuständig. Es transportiert, sortiert deponiert und verwertet zum Teil die kommunalen Abfälle. Tamiz Shahar betreibt seit 2012 am Standort der größten Deponie im Land Balakhani (Baku) eine Anlage für die Müllsortierung und -aufbereitung. Die Anlage verfügt über eine jährliche Kapazität für die Verarbeitung von 200.000 Tonnen festen Abfällen.

Im gleichen Jahr ging eine Müllverbrennungsanlage (Waste-to-Energy Plant) in Betrieb. Diese kann jährlich bis zu 500.000 kommunale Abfälle und 10.000 t medizinische Abfälle zu 231,5 Mio Kilowattstunden Strom energetisch verbrennen. Betreiber der Anlage ist für einen Zeitraum von 20 Jahren der französische Technologie-Lieferant Constructions Industrielles de la Méditeraranée.

Ungeachtet der bisherigen Aktivitäten von Tamiz Shahar im Abfallmanagement verläuft die Einsammlung und Verwertung kommunaler Abfälle in der Region noch wenig zufriedenstellendend. Noch immer nehmen offizielle und wilde Deponien bis zu 7% des städtischen Territoriums ein. Nur etwa ein Sechstel des auf circa 1,2 Mio t geschätzten Aufkommens an festen Haushaltsabfällen wird einer Mülltrennung zugeführt oder verbrannt. Das entsprechende landesweite Abfallaufkommen gibt die offizielle Statistik für 2018 mit etwa 1,7 Mio t an.

Ein neues größeres Projekt für die Einsammlung, Sortierung und Verwertung von Haushaltsabfällen im Großraum Baku wird aber schon seit längerer Zeit vorbereitet. Für das Vorhaben stellt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) ein Darlehen in Höhe von 39 Mio US-Dollar bereit.

Vorzugsbedingungen für Investitionen im Recycling-Gewerbepark

Ein interessantes Projekt von Tamiz Shahar für potenzielle ausländische Investoren der Recyclingwirtschaft ist der Ende 2011 gegründete und im September 2017 offiziell eröffnete Gewerbepark für Abfallwirtschaft und für grüne und innovative Technologien, Balakhani Industrial Park (www.bsp.az). Den sich dort engagierenden Investoren winken Vorzüge: eine Befreiung von der Gewinn-, Grund- und Vermögenssteuer (für einen Zeitraum von sieben Jahren ab dem Tag der Projektregistrierung) sowie von der Einfuhrumsatzsteuer für den Import von Anlagen, Ausrüstungen und anderen Waren, die unmittelbar für die Geschäftstätigkeit des jeweiligen Unternehmens gebraucht werden.

Bis Ende 2018 hat sich in dem 8,3 Hektar großen Park rund ein Dutzend Firmen angesiedelt. Die Unternehmen Metak, Ferdi sahibkar Eminov Etiba (Capar Poliqraf), Az.Ekol, Ekokat und Foriella produzieren Kunststoff- und Kartonverpackungen, Rezyklat aus PET-Flaschen, Schmiermittel und Möbel. Sie investierten bislang mehr als 20 Mio US-Dollar in ihre Projekte.

Mehrere Firmen kündigten die Aufnahme einer Produktion an. So will das Unternehmen Oreon Commerce ab Ende 2018/Anfang 2019 hochwiderstandsfähige Magnesit-Verbundplatten unter Einsatz von Holzmehl als Füllstoff sowie später auch Brikett aus Sägespänen produzieren. Die Gesellschaft Bioropean plant Investitionen in das Recycling von Altspeiseöl aus der Gastronomie.

Die Aktivitäten in der Abfallwirtschaft konzentrieren sich bisher stark auf den Großraum Baku. In letzter Zeit lassen sich aber auch in Regionen außerhalb des Ballungsgebietes Baku nennenswerte Aktivitäten zur Neustrukturierung der Abfallwirtschaft beobachten, darunter vor allem in der Stadt Gandscha.

us/gus/9.1.2019

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