Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Geteiltes Echo bei Firmen auf Austritt der USA aus Weltpostverein

Erscheinungsdatum Website: 19.10.2018 16:35:02
Erscheinungsdatum Publikation: 22.10.2018

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NEW YORK (Dow Jones)--Viele US-Unternehmen haben den Rückzug der USA aus dem Weltpostverein begrüßt, deren Verträge es billiger machen, ein Paket mit Waren von China aus in die USA zu verschicken als innerhalb der Vereinigten Staaten. Einige Firmen befürchteten allerdings, dass diese Vertragskündigung den Warenfluss im globalen E-Commerce beeinträchtigt könnte.

Am Mittwoch hatte die Trump-Administration verkündet, sie werde die Organisation der Vereinten Nationen verlassen, die die internationalen Posttarife aushandelt. Der Weltpostverein habe es versäumt, das Problem der Rabatte zu behandeln, die die USA als unfair bezeichnen. Dabei handelt es sich um Nachlässe, die eigentlich den Entwicklungsländern helfen sollen. Sie gelten aber nach wie vor für China, die inzwischen zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt.

Die US-Handelskammer erklärte, das Gebührensystem des Weltpostvereins werde "von einer Handvoll Länder ausgenutzt". Auch der Industrieverband National Association of Manufacturers begrüßte den Schritt der USA. Zurückhaltend äußerte sich die Internationale Handelskammer (ICC), die weltweit größte Vereinigung mit mehr als sechs Millionen Mitgliedern. Zwar müsse das System der Postgebühren angepasst werden, doch könne ein kompletter Rückzug der USA aus dem Weltpostverein ein wesentliches System für den internationalen Handel jedoch zerstören.

"Das globale Postsystem spielt eine zentrale Rolle bei der Ermöglichung globaler Handelsströme - heute mehr denn je mit dem Wachstum des E-Commerce. Wir sind daher natürlich besorgt über eine mögliche Fragmentierung des Systems der Weltpostunion", sagte John Denton, der Generalsekretär der Gruppe. "Es ist wichtig, Sendungen weltweit auf der letzten Meile effizient an die Verbraucher ausliefern zu können."

Ebay hat großes Chinageschäft

Andere warnten vor den Folgen für US-Unternehmen, die bei ihrer Produktion auf kleine Komponenten aus China angewiesen sind. "Plötzlich steigen die Kosten enorm für jemanden, der etwas in den USA herstellt und all diese Komponenten einführen muss. Das ist beunruhigend", sagte Jonathan Huneke, ein Vertreter des Freihandelsverbandes United States Council for International Business.

Der Vertrag regelt die Posttarife für Pakete mit einem Gewicht von bis zu 2 Kilogramm Gewicht. Die aktuellen Sätze erlauben es Händlern aus Ländern wie China, Hongkong und Singapur, amerikanischen Verbraucher Waren für wenige Dollar zu liefern. Das Angebot ist populär bei Händlern, die ihre Waren über Online-Marktplätze wie AliExpress, Ebay und Amazon vertreiben.

Ebay selbst hat auf sein großes China-Geschäft hingewiesen. "Ich glaube, viele Menschen wissen nicht, dass wir die Nummer eins unter den Exporteuren aus China sind", sagte deren CEO Devin Wenig im Februar. "Wir haben ein Multi-Milliarden-Dollar-Geschäft, das chinesische Waren in die Vereinigten Staaten, nach Europa und in die ganze Welt exportiert." Befragt nach den günstigeren chinesischen Versandtarifen erklärte das Unternehmen im April, man habe Verkäufer aus der Volksrepublik aufgerufen, ihre Produkte direkt in die Endmärkte zu liefern, um die Versandgeschwindigkeit zu erhöhen. Zu den aktuellen Entwicklungen wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

Fedex und UPS forderten Tarifanpassungen

Paketdienste wie Fedex und United Parcel Service (UPS) haben eine Anpassung der Vereinbarung gefordert, die sie auf einigen internationalen Schifffahrtsrouten benachteiligt. "Ausländische Postbetreiber sollten in einem wettbewerbsintensiven Markt keine staatlich genehmigten Vorteile bekommen", sagte UPS-CEO David Abney. "Alle Spieler auf dem Markt sollten gleichen Paketgebühren für identische Dienste des U.S. Postal Service zahlen."

Einige US-Unternehmen sind der Meinung, dass die Postrabatte US-Verkäufern von niedrigpreisigen Produkten geschadet haben. Betroffen seien auch jene, die ihre Produkte in China herstellen ließen, sie aber in großen Mengen einführten und von dort aus an Endkunden versenden. Der Geschäftsführer von Mighty Mug aus New Jersey, einem Anbieter von standfesten Thermobechern, hat sich detailliert zu diesem Thema geäußert. Jayme Smaldone sagte, er habe sich verraten gefühlt, als er entdeckt habe, dass es ihn 6,30 Dollar kostete, einen Becher innerhalb der USA zu versenden, während die Post einem chinesischen Versender nur 1,40 Dollar für das gleiche Päckchen berechnet. Smaldone lässt seine Tassen in China produzieren und verschickt sie ab Lager in den USA an Kunden.

Gleichwohl sind niedrigere Preise nicht garantiert, wenn die USA ihre eigenen Tarife festsetzt, warnt Peter Yeo, Senior Vice President der United Nations Foundation. Die Stiftung unterstützt mit ihrer Arbeit die Ziele der Vereinten Nationen. "Es besteht die reale Gefahr, dass ein Rückzug der USA aus dem Weltpostverein einen Postkrieg auslöst", sagte er. Wenn die USA einseitig Paketpreise festlegen, könnten auch andere Länder dies tun. "Am Ende kann es für US-Unternehmen wesentlich teurer werden, ihre Produkte ins Ausland zu liefern."

Die US-Administration hat erklärt, sie hoffe, dass die angekündigte Kündigung - sie wird erst nach einem Jahr wirksam - Verhandlungen erzwingt, in denen die Rabatte beseitigt werden, so dass ein tatsächlicher Austritt am Ende unnötig wird. Yeo hält diesen Zeithorizont und damit auch die Hoffnungen allerdings für unrealistisch. "Wenn Sie es ernst meinen mit der Verhandlung von Zielen auf globaler Ebene, brauchen Sie mehr Zeit, und Sie brauchen mehr diplomatische Ressourcen", sagte er.

DJG/rio/cbr

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