Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Draghi: EZB nimmt sich Zeit für Timing erster Zinserhöhung

Erscheinungsdatum Website: 19.06.2018 18:25:02
Erscheinungsdatum Publikation: 20.06.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich nach den Worten ihren Präsidenten Mario Draghi ausreichend Zeit für die Bestimmung des Zeitpunkts einer ersten Leitzinserhöhung nehmen und ihre Geldpolitik anschließend nur langsam straffen. "Die angepasste Forward Guidance (zu den Leitzinsen) signalisiert klar, dass wir bei der Bestimmung des Zeitpunkts einer ersten Zinserhöhung geduldig sein werden und die Geldpolitik anschließend nur graduell anpassen werden", sagte Draghi beim geldpolitischen Forum im portugiesischen Sintra laut vorab verbreitetem Redetext.

Seiner Aussage nach spiegelt der derzeit in der Terminkurve implizierte Pfad der sehr kurzfristigen Zinsen den oben geschilderten Ansatz wider. In der vergangenen Woche hatte der EZB-Rat beschlossen, dass die Leitzinsen mindestens noch bis Ende des Sommers 2019 auf ihrem aktuellen Niveau bleiben sollen. Analysten interpretieren das überwiegend als ein Signal, dass die Zinsen nicht vor der September-Sitzung des EZB-Rats angehoben werden sollen. Allerdings wollte sich Draghi dieser Deutung auf Nachfrage nicht anschließen.

Draghi äußerte sich zuversichtlich, dass die in der vergangenen Woche beschlossene Verlängerung der Anleihekäufe bis Jahresende die Inflationserwartungen zusätzlich stützt. "Vor unserem Meeting in der vergangenen Woche waren die Markterwartungen für Nettoankäufe über September hinaus gering. Daraus folgt, dass auch der Beitrag künftiger Nettokäufe zum Inflationsausblick nur moderat war", sagte Draghi.

Der EZB-Präsident bekräftigte, dass die in der vergangenen Woche beschlossenen Schritte nur dann umgesetzt würden, wenn sich der Inflationsausblick entsprechend den aktuellen Erwartungen des EZB-Rats entwickele. Andernfalls stehe das Ankaufprogramm jederzeit als Instrument zur Verfügung.

Draghi sagte, die Unsicherheit über den Wachstumsausblick habe zugenommen. Allerdings wies er darauf hin, dass der aktuelle Aufschwung mit 21 Quartalen im historischen Vergleich relativ kurz sei. Im Durchschnitt sei das Bruttoinlandsprodukt vom Tiefpunkt bis zum Hochpunkt 31 Quartale lang gestiegen.

DJG/hab/apo

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