Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Wirtschaftsministerium will Vorfahrt für Ökostrom nicht abschaffen

Erscheinungsdatum Website: 25.05.2018 16:25:02
Erscheinungsdatum Publikation: 28.05.2018

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BERLIN (Dow Jones)--Das Bundeswirtschaftsministerium hat Spekulationen widersprochen, den Vorrang von Ökostrom bei der Einspeisung in Stromnetze kippen zu wollen. "Fakt ist, dass wir definitiv nicht vorhaben, den Einspeisevorrang abzuschaffen", sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag. Schon aus europarechtlichen Gründen sei das unmöglich.

Er wollte aber auch nicht dementieren, dass die Vorfahrt für Strom aus Windrädern, Solarmodulen oder Biomasseanlagen beschnitten werden könnte. "Da muss man dann gucken, ob man etwas machen möchte", ergänzte er.

In einer unveröffentlichten Analyse im Auftrag des Ministeriums empfehlen die Fachleute, den Einspeisevorrang zu relativieren. Denn bei Netzengpässen, wie sie in Deutschland häufig auftreten, müssen schon heute Windräder abgestellt werden. Die Betreiber erhalten dafür eine Entschädigung, weil sie qua Gesetz eigentlich zum Zuge kommen müssten. Diese Entschädigungen, im Fachsprech Redispatch genannt, kosten die deutschen Stromkunden viel Geld. Sie summierten sich vergangenes Jahr auf rund 1 Milliarde Euro. Hätte der Grünstrom in diesen Engpassphasen keinen Vorrang mehr, könnte der Betrag sinken.

Aus der Opposition kam scharfe Kritik an den Planspielen. "Mit Peter Altmaier weht offenbar ein kohlrabenschwarzer Geist durch das Bundeswirtschaftsministerium. Er legt die Axt an eine der wichtigsten Säulen der Energiewende", monierte Lorenz Gösta Beutin, Energie- und Klimapolitischer Sprecher der Linken im Bundestag.

Wegen des Aufschreis überlegt das Wirtschaftsministerium, das brisante Dokument in der Schublade zu lassen. "Das ist ein internes Papier. Es ist noch nicht klar, ob diese Studie überhaupt veröffentlicht wird", so der Sprecher.

Der Einspeisevorrang ist das zentrale Instrument zur Stärkung der erneuerbaren Energien in Deutschland. Die Betreiber der Stromnetze müssen den Produzenten von Wind-, Solar- und Biogasanlagen ihren Strom bislang komplett abnehmen, ehe sie Elektrizität aus Atom-, Kohle oder Gaskraftwerken beziehen.

DJG/chg/mgo

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