Euro Intern

"Euro Intern" enthält neben umfassenden Informationen zur Geldpolitik in der Eurozone und der EU auch wichtige Hintergrundinfos und Analysen mit Charts von EZB-Beobachtern.

Protokoll: EZB-Rat sieht erhöhte Unsicherheit für Wachstumsausblick

Erscheinungsdatum Website: 24.05.2018 23:10:04
Erscheinungsdatum Publikation: 28.05.2018

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist bei seinen Beratungen am 26. April 2018 unsicherer als zuvor über den Ausblick für das Wirtschaftswachstum des Euroraums gewesen. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Protokoll der Beratungen hervorgeht, maß er den vor der nächsten Ratssitzung im Juni anstehenden Aktivitätsdaten eine hohe Bedeutung für den weiteren Gang der Geldpolitik bei. Die bisher für Mai veröffentlichten Daten haben enttäuscht.

"Die Unsicherheit für den Ausblick hat sich erhöht, und die Datenveröffentlichungen im Vorfeld des Juni-Meetings müssen genau geprüft werden, um die Ursachen der jüngsten Wachstumsverlangsamung besser verstehen zu können", heißt es in dem Dokument. Insbesondere müssten die Ursachen für die hohe Synchronität der Indikatorrückgänge geklärt werden, weil dahinter eine breitere Abschwächung der Nachfrage stecken könnte. Insgesamt, so hieß es im EZB-Protokoll auf Basis der April-Daten, stünden die Indikatoren noch im Einklang mit einer Fortsetzung des breiten Konjunkturaufschwungs im Euroraum.

Einkaufsmanagerindizes des Euroraums auch im Mai gesunken

Der von IHS Markit erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft des Euroraums - Industrie und Dienstleister zusammen - war im Mai allerdings erneut gesunken, auf 54,1 (April: 55,1) Punkte. Das war der tiefste Stand seit anderthalb Jahren. Volkswirte hatten einen Rückgang auf nur 54,8 Punkte vorhergesagt. Am Freitag veröffentlicht das Ifo-Institut seinen viel beachteten Geschäftsklimaindex für Deutschland. Volkswirte sagen den sechsten Rückgang in Folge voraus.

Ursache sind die weiter gestiegenen außenwirtschaftlichen Risiken, die vor allem mit der Handelspolitik der US-Regierung, ihrer Handhabung des Iran-Konflikts und neuerdings auch der sich anbahnenden Bildung einer euroskeptischen Regierung in Italien zu tun haben. Günstig hat sich dagegen der Euro-Kurs entwickelt.

EZB-Rat hatte Geldpolitik im April nicht geändert

Der EZB-Rat hatte im April weder seine Leitzinsen noch das Volumen seiner Anleihekäufe oder den Ausblick für eines der beiden geldpolitischen Instrumente geändert. Das bedeutet, dass die Zentralbanken des Eurosystems ihre Anleihebestände zunächst bis Ende September monatlich um 30 Milliarden Euro erhöhen. Eine erste Zinserhöhung soll es erst deutlich nach dem Ende dieser Nettoankäufe geben.

Analysten warten seit längerer Zeit darauf, dass die EZB ihnen Hinweise gibt, ob die Ankäufe tatsächlich schon Ende September enden oder nicht doch bis Jahresende verlängert werden. Nach Meinung von Beobachtern kann die EZB im aktuellen Programmrahmen nicht mehr sehr viele Anleihen kaufen, weshalb eine Anpassung der Kommunikation erwartet wird. Gegen ein rasches Ende bei den Ankäufen sprechen allerdings die zuletzt eher enttäuschenden Konjunkturindikatoren.

Anleihekäufe weiter von Inflationsentwicklung abhängig

Laut Sitzungsprotokoll hat der EZB-Rat im April - wie von Präsident Mario Draghi erwähnt - tatsächlich nicht über den geldpolitischen Ausblick geredet. Erwähnt wird lediglich die weiterhin notwendige geldpolitische Akkommodation sowie ein Element der Forward Guidance, mit dessen Streichung Analysten nun schon seit einiger Zeit rechnen: "Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Nettoanleihekäufe weiterhin abhängen werden von der Einschätzung des Rats hinsichtlich der Fortschritte bei der nachhaltigen Anpassung des Inflationspfads."

Weiter hinten in dem Dokument versichert der Rat dann noch, dass nach dem Ende der Nettoankäufe die notwendige geldpolitische Akkommodation von der Reinvestition von Anleihefälligkeiten und den für längere Zeit unveränderten kommen werde.

DJG/hab/apo/28.05.2018

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